Was man als rockmusikalisch ausgerichtetes Magazin so alles zur Bemusterung bekommt…FRANK ZANDERs Erstlingswerke werden als Doppel-CD mit Bonustracks, schickem Booklet und in ebensolchem Digipack erstmals digital überarbeitet veröffentlicht. Das ist liebevoll gemacht und für unsere Zwecke eigentlich irrelevant; nutzen wir aber dennoch die Chance, ein Stück deutscher Kulturgeschichte zu begutachten.
Es ist verblüffend, wie man vor fast 30 Jahren die Nation wahlweise schockieren oder zum Lachen bringen konnte. Zanders meist harmlose, selten bissige Komik war kommerzieller Erfolg wie Gegenstand der Entrüstung im Kreis des bundesdeutschen Spießertums der Siebziger. Den einen oder anderen Song dieser Zusammenstellung dürfte jeder schon einmal irgendwo gehört haben. Viele Stücke definieren ihre musikalische Ausrichtung bereits mit dem jeweiligen Titel wahlweise als Disco- oder Polka-Weisen, Country oder Schlager(-persiflage). Dazwischen stehen immer wieder kurze Hörspielpassagen und Sketche mit hinsichtlich ihrer humoristischen Qualität fragwürdigen Pointen. Die Sensibilität in der Rezeption hat sich geändert, so dass das Publikum heuer oft nur durch plumpe Provokation und vordergründige Beleidigung aus der Lachreserve gelockt werden kann. So hat der Zahn der Zeit auch an Zanders Witzen genagt.
Deshalb ist diese Wiederveröffentlichung vornehmlich für Zeitzeugen und Nostalgiker geeignet. Ihre musikalische Substanz beschränkt sich auf kompetentes Springen zwischen den Stilen – wichtig und erfolgbestimmend waren und sind vielmehr die Texte, wobei zur Orientierung angemerkt sei, dass „Zander´s Zorn“ minimal rockiger und weniger eklektisch ausgefallen ist.
FAZIT: Wertige Aufbereitung der frühen Sünden eines Volkskünstlers, der als Bestandteil mittlerer deutscher Nachkriegsgeschichte seine Berechtigung als Unterhalter hat. Weil er immer noch nicht den allgemeinen Konsens hiesigen Spaßverständnisses bedient, scheint er zudem sympathischer als die Mehrzahl biederer Klamaukbarden.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.01.2008
Jörg Kulla
Frank Zander
Frank Zander, Andy Schönefeld
Männe
Michael Auerbach
Männe (organ)
Zett Records/DA Records
115:23
1975