Ralph Santolla, zweite Wahl für den Tournee-Gitarrenposten bei Death und Kompensator der solistischen Inkompetenz Jon Schaffers bei Iced Earth hat auch eine eigene Gruppe, die Insidern eventuell unter dem alten Namen Eyewitness bekannt ist. So können Millenium schon auf die ein oder andere Veröffentlichung zurückblicken, etwa "Hourglass" mit everybody’s singer Jorn Lande. Überhaupt scheint das Lineup nicht sonderlich beständig zu sein, greift Santolla doch auf allerlei Sessionmusiker (u.a. von der Savatage-Retorte Circle II Circle und den Pomprockern Ten) zurück, so dass die Chose nach Studioprojekt riecht - Klimperhure Don Airey darf natürlich auch nicht fehlen...
Zur Darbietung: Sehr fett ist die Produktion geraten, und Santollas Gitarrenspiel bewegt sich geschmackvoll im Rahmen des Möglichen: Das auf Eingängigkeit getrimmte Material hindert ihn nicht daran, sich dem unkreativen Riffgeschiebe zu verwehren – davon hat er bei Iced Earth sicherlich genug. Dass sein Background aus mehr als bloß Metal besteht, beweisen die gelungenen Leads und Soli. Todd Plant (auch bei Cryptic Vision aktiv) hat eine warme Stimme, die den Vergleich etwa mit Jeff Soto oder seinem Vorgänger Lande nicht scheuen muss. Gelegentlicher Frauengesang lockert die zehn Songs auf, welche im hinteren Albumdrittel allerdings nicht mehr so zwingend sind – war ja zu Vinylzeiten auch die B-Seite...
Altbewährtes ohne Kitsch aufzuwärmen ist schwierig – Millenium ist es ohne Behelfsklassik-Zitate und Kastratenbombast gelungen: das Album tut niemandem weh, doch zumindest einfach gestrickten Konsumenten dürften gefallen daran finden. Ferner sollte man allen unsäglichen AOR-Gruppen und Nachwuchs-Fiedlern "Jericho" vorspielen – ersteren wird die richtige Mischung aus Schmackes und Schmalz gezeigt, letzteren jene aus Virtuosität und Songwriting.
FAZIT: Eine Zweckgemeinschaft abgeklärter Musiker resultiert nicht zwingend in genießbarer Musik, doch Millenium können guten Gewissens vom Verehrer leicht zugänglichen Metal-Handwerks eingetütet und direkt neben Masterplan, Dokken oder Axel Rudi Pell (Minus Blackmore-Faktor) ins Regal gehievt werden. Aus Zielgruppensicht ist kein Schwachpunkt auszumachen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Steve McKenna, Tere Bertke
Todd Plant
Ralph Santolla, Shane French
Mark Prator
Metal Heaven / Soul Food
47:18
2004