Es wird gesagt, für AOR gäbe es heute keinen Blumentopf mehr. Nur: wer zieht dann diese ganzen Combos hoch? Und wer debattiert noch übers Klonen - hat doch schon lange begonnen. In Zeiten, in denen der Dünger beim Hörer knapp ist, kann man sich kaum vorstellen, wer das hier kauft und ernsthaft hören kann. Das alte Wildgewächs, vom harten Alltag zurechtgestutzt, in dem noch das Gypsy Heart schlägt und sich danach sehnt, Touched by an Angel zu werden? Die weiblichen Pflänzchen von heute sind doch ein anderes Kaliber als die in den Achtzigern. Beim Hören wachsen der Triebe bestimmt nicht zur schlechtgestutzten Gesichtsfauna des "Erwachsenen Rockers" hin. Oberlippenbärte kratzen halt... Es ist also Waiting for the Good Times angesagt, nur: die kommen nicht – trotz des Anspruchs ältere Semester zu bedienen ähnlich von der Realität entwurzelt wie das unauslöschbare Fantasy Metal Unkraut. Klingt also alles noch ziemlich grün am Vokuhila-Ansatz – würde ich mir nicht ans Fenster, geschweige denn in die Plattensammlung stellen?
FAZIT: Auch wenn ich hier mit Kanonen auf Spatzen schieße - Soviel Beliebigkeit gibt’s in kaum einem anderen Bereich. Musik wie ein Zierkaktus: gezüchtet und hübsch-hässlich, aber bloß leicht stachelig – Weder geistig fordernd (Spielwitz?), noch irgendwie physisch anstrengend (Härte?)...sollte man zurück in die Wüste schicken.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Chris Childs
Steve Overland
Steve Morris
Harry James
Escape / Sony
52:03
2004