ALIAS EYE sind eine Priorität ihrer Plattenfirma, welche für ihre Schützlinge demnach keine unangemessene Promotion macht: „In Focus“ ist in der Tat sehr geradlinig und erdig¸ was man unter Anderem an den klassischen, eher urbanen Keyboardsounds vom Fender Rhodes bis zum einfachen Piano festmachen kann. Darüber hinaus steht Sänger Phil Griffiths klar im Rampenlicht.
„I´m Your Lie“ exerziert den Kontrast zwischen Härte und Sanftheit in für alles Weitere geltender Radio-kompatibler Länge. Die erstklassige Produktion stellt Klangspielereien wie subtile Drumloops ins angemessene Licht. Weniger als ein transparenter Sound würde den Facetten der Gruppe nicht genügen; der R´n´B-Touch, das bisweilen verspielte Drumming mit Rimshots aus dem Großstadt-Nachtleben und durch Akkordeon Latinisiertes wie „Enlighten Them“ ließe sich in einer rohen Rock-Inszenierung nicht realisieren.
Dem schweren Metier haben ALIAS EYE aber dennoch nicht gekündigt, denn neben den beiden feinfühligen Klavierballaden „Books“ und „How We Perceive“ kocht „The Call“ auf ungleich höherer Temperatur. Interessant ist hier die Einbindung eines Telefon-Besetztzeichens in das geradeaus gerichtete Treiben. Die Klassifizierung unter Rock rechtfertigt sich allein dadurch, dass die Tracks jeweils auf einem markanten Gitarrenthema aufbauen. In „History Lesson“ ist dies ein verschmitztes Riff zur Unterstützung des erzählerischen Gesangs. Während hier allein die Tasten fürs Solieren einstehen, begeistert Matze Wurm an anderer Stelle mit im besten Mainstream-Sinn ausgetüftelten Alleingängen am Sechsaiter – dies gilt besonders für „In Denial“ und im Dialog mit den Keyboards während „Falling“.
Die Platte ist damit ausgeglichen genug, um den gesetzten Rockhörer zu erfreuen und niemanden zu erschrecken. Mit diesem Anspruch an den eigenen Plattenschrank gibt es hierzulande kaum eine bessere Wahl zur Sammlungserweiterung als ALIAS EYE. Sie klingen wegen ihres Sängers nicht deutsch – auch nicht gefährlich, aber dafür locker und abwechslungsreich. Einzig der ärgerliche Hidden Track, der sich textlich über seinen eigenen Status lustig macht, trübt das Bild vom unaufgeregten Qualitäts-Konsens ein wenig.
FAZIT: Vom modernen Alternative-Fan bis zum Hörer neuerer Deep Purple findet jedermann etwas bei ALIAS EYE. Auch wenn beim Hören Erinnerungen an Superiors „Younique“ aufkamen: so weit lehnt das Quintett sich nicht aus dem Genrefenster. Diese Allgemeingültigkeit darf man der Gruppe nur als Musik-Nerd und Avantgardist ankreiden – sie macht eben in erster Linie Spaß.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Frank Fischer
Philip Griffiths
Matze Wurm
Vytas Lemke
Ludwig Benedek
Quixote/Pängg
50:51
2006