Kurz: Ohne die DVD wäre die um zwei Livebonustracks erweiterte Version des letzten KREATOR-Albums Abzocke. Der Wacken-Auftritt ist erstklassig mitgeschnitten und nachträglich um Bildeffekte verschlimmbessert worden, die den ohnehin hektischen Schnitt noch anstrengender machen. Es passt zum dargebotenen Thrash und ist Geschmackssache. Wer Videoclips im Musikfernsehen gewohnt ist, sieht darüber hinweg. Die drei Songs der Rockpalast-TV-Ausstrahlung gestalten sich da um einiges ruhiger bei ebenso gutem Bild und Ton. Ist übrigens schon einmal irgendwem aufgefallen, dass sich Mille stimmlich in den hohen Lagen immer mehr dem Quieken von Udo Dirkschneider annähert?
Die Videoclips gestalten sich Metal-typisch sinnfrei, aber professionell. „Enemy Of God“ hebt sich etwas von den üblichen Performance-Videos ab, indem eine „Das Omen“-mäßige Story sich mit Bandshots abwechselt. Das dazugehörige Making Of ist nichts weniger als nett, und der „Dystopia“-Clip ist ein Animations-Experiment, das teilweise recht billig wirkt – computergeneriert eben. „Impossible Brutality“ zeigt die Band in einer Bar aufspielend, unterbrochen von Szenen eines frustrierten Trinkers. Das Video ist logischerweise qualitativ hochwertiger als „Dying Race Apocalypse“ vom von der Band gewählten Video-Contest-Gewinner. Dieser bemüht sich aber ebenso um eine Storyline und hat ein recht charmantes „Youth Angst“-Video hinbekommen.
Bleibt noch das Album selbst im sogenannten „Propaganda Mix“. Dolby tönt immer beeindruckend, kann aber mitunter auch Aufnahmen künstlich aufblasen und so versauen. Die Idee, bodenständigen Thrash zu einem dreidimensionalen Erlebnis zu machen, ist irgendwie prätentiös, aber akzeptabel umgesetzt. Ein Live-Erlebnis wird dies nicht ersetzen können, aber wie eingangs erwähnt: Die visuelle Seite der DVD sollte eigentlicher Kaufanreiz sein, und Menschen, die das Album noch nicht besitzen, haben mit dem Erwerb Geld gespart.
FAZIT: Es gibt weniger wertige Re-Releases, und dieser überzeugt als fast-reguläre Veröffentlichung eines neuen KREATOR-Produktes. Eine nette Ergänzung zur kürzlich erschienenen offiziellen DVD der Band.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Christian Giesler
Mille Petrozza
Mille Petrozza, Sami Yli-Sirniö
Jürgen Reil
Steamhammer/SPV
55:48
2006