Ich gestehe, ich habe Vorurteile! Zumindest was Metal-Bands aus Italien betrifft… Zum Glück scheint die Schwemme der True-Metal-Klones aus Berlusconis eigenem Land (seiner Meinung nach zumindest) endgültig vorbei zu sein. Bis auf das Aushängeschild RHAPSODY blieb nach dem Aussieben auch nicht viel Erträgliches über - und selbst denen gingen zuletzt die Ideen aus bzw. ihr selbsternannter “Hollywood” Metal wurde auf Dauer ziemlich nervig. Aber jedem seine Chance. Und siehe da: Mit dem Opener und Titelsong kann dieses Quintett meine vorherigen Befürchtungen erst einmal bei Seite wischen (und das soll dann im Laufe des Albums auch so bleiben).
Von kitschigem True Metal keine Spur, stattdessen lässt erst einmal ein im glasklaren Sound vorgetragenes Stakkato-Drumming aufhorchen und spätestens nach Einsetzen des Gesangs ist klar, dass diese Band anders gestrickt ist als die Mehrzahl ihrer Landsmänner.
Melodisch, aber abwechslungsreich und vor allem mit einem äußerst fähigen Sänger ausgestattet, der sich zwar auch mal in höhere Sphären vorwagt, aber die Schmerzgrenze nur ankratzt und nie überschreitet, weiß die Band zu überraschen.
Daniele Santori heißt er und die Band macht sich seine Klasse durch die Verflechtung verschiedener Stilarten geschickt zunutze. Unterstützt wird er hierbei öfters durch orchestrale, teils weibliche Chöre, die einem immer mal wieder kurzzeitig Namen wie NIGHTWISH und THERION ins Gedächtnis rufen.
Die filigranen Gitarren machen dabei jederzeit ordentlich Druck und sorgen letztendlich zusammen mit dem breaklastigen Schlagzeug, das im Sound von THE DOGMA ein tragende Rolle spielt, für die progressiven Farbtupfer.
Die nötige Abwechslung ist also schon mal gegeben - wenn sich die Band auch nicht selten an bewährten Erfolgsrezepten bedient und man ein- ums andere Mal ein Déjà-vu-Erlebnis feststellen muss.
Nach dem bereits angesprochenen starken Opener mit seinem absoluten Ohrwurmrefrain, gilt es beim theatralischen Anfang des folgenden “Wicked Angels” dann auch erst einmal den “NIGHTWISH-Schreck” zu überstehen, doch im weiteren Verlauf entwickelt sich der Song zum wahren Stampfer, wobei mich hier der Gesang gar an Eric Clayton von SAVIOUR MACHINE erinnert, auch wenn man die Musik nicht wirklich vergleichen kann.
Und wenn bei schnelleren Nummern wie “Queen Of The Damned” verstärkt das Keyboard zum Einsatz kommt, erinnern THE DOGMA durchaus auch an STRATOVARIUS in ihren härteren Momenten.
In “Ghost Of War” liefert die Band dann noch ein guten Mitbrüller für die Live-Front, bevor es dann gegen Ende des Albums immer melancholischer wird, was in der von Streichern unterstützten Akustik-Ballade “Maryann” endet (für mich trotz des Aufwands das schwächste Stück der Scheibe, da mir dann doch zu triefend).
FAZIT: Trotz einiger Schwachpunkte und noch fehlender eigener Identität gibt es hier Melodic Metal mit internationalem Flair, der trotz seiner Eingängigkeit eine gewisse Prog- sowie auch leichte Gothic-Schlagseite aufweist und auch dadurch nie langweilig wird.
Wenn man dann noch den Debütbonus mit einbezieht, kann man getrost von einer der besseren und (durch das Herkunftsland) auch überraschenden Veröffentlichung dieser Stilrichtung der letzten Zeit sprechen.
Das ebenfalls gelungene Cover erinnert mich übrigens farblich und von der Atmosphäre her stark an Sin City (für mich schon jetzt ein Kultfilm - aber das nur nebenbei).
Auf dem diesjährigen Wacken Open Air werde ich mir dann ein Bild davon machen, ob die junge Band den guten ersten Eindruck auch auf der Bühne umsetzen kann.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2008
Steve Vawamas
Daniele Santori
Cosimo Binetti
Stefano Smeriglio
Marco Bianchella
Drakkar Records
54:50
2006