Waldemar Sorychta war in den Neunzigern prägend, was das Klangbild einer Horde führender und teils überaus visionärer Bands anging. Als reiner Musiker hinterließ er zudem mit Grip Inc. einen bleibenden Eindruck in Sachen Thrash und darüber hinaus. ENEMY OF THE SUN sind sein neues Betätigungsfeld, in dem er nicht etwa weiterhin Originalität anstrebt, sondern seinen eigenen Stil stark mit Zeitgeistigem vermengt.
Metalcore-Assoziationen kommen einem demnach zuerst in den Sinn, die im Opener auf typische Grip-Inc.-Klampfen (Stichwort Harmonics) treffen. Drummer Zeman ist ein Monster mit dem Füßen; Stakkato regiert als dominante rhythmische Gestaltung überall auf der Scheibe. Die moderne Note stiftet der Finne Jules Näveri am Mikro, der alles vom Grunzen übers Schreien bis hin zum melodiösen Gesang alles draufzuhaben scheint. Daraus resultierend, stehen auf „Shadows“ einige gen Massentauglichkeit gebürstete Hart-Zart-Nummern und mit „Lives Based On Conflicts“ sowie „Carousel“ sogar zwei sehr nach System Of A Down tönende Stücke. Diese dezent auf Weirdo gemachten Songs lassen ebenso kalt wie eher im mittleren Tempobereich rangierende wie „Clearly Surreal“. Zudem reißen die eingängigen Refrains weniger mit, als dass sie vorhersehbar wirken. Stand Waldemars Songwriting einmal für das Unerwartete, so hat es diesbezüglich enorm an Qualität eingebüßt. Sein Stil ist allerdings deutlich in den bevorzugten orientalisch klingenden Skalen zu vernehmen, die das Notenmaterial stellen. Da dürfen die Gitarren auch schon einmal das Grip-Instrumental „Bug Juice“ in Erinnerung rufen und Flamenco tanzen. Neu hinzu kommen death-lastige Shred-Riffs, beispielsweise in „Burning Bridges“.
Nach hinten hinaus schwächelt „Shadows“ enorm und kommt so beliebig rüber, falls dieser Eindruck nicht schon zuvor entstanden ist. Eines ist nämlich klar: die Musik richtet sich klar an eine breite Hörerschaft und ist für kommerziellen Zuspruch innerhalb gegenwärtiger Metaltrends gemacht. Dabei ist es schade, dass Sorychta vormals solche gesetzt hat, statt ihnen zu folgen.
FAZIT: Konsens-Metal mit Aggression, tollem Spiel und gekonnten wie bekannten Arrangements von unverkennbarer Handschrift. Wer Fear Factory, Killswitch Engage und Grp Inc. mochte und mag, kann hier fündig werden. ENEMY OF THE SUN sind aber durchweg berechenbar, und ihre Lieder nutzen sich im Dauerrotationstest angesichts der leicht zuzuordnenden Elemente schnell ab.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Alla Fedynitch
Jules Näveri
Waldemar Sorychta
Daniel Zeman
Massacre/Soulfood
53:41
2007