Da möchte man nach dem ersten Stück einen weiteren Verriss zu einer Heidenmetalband schreiben, und schon steigern sich diese Finnen mit jedem weiteren Lied. Auch wenn ENSIFERUM keine Novität erschaffen haben, so ist „Victory Songs“ relativ unpeinlich und hörbar ausgefallen.
Natürlich regieren auch bei ihnen käsige Tastensounds, doch überschatten diese die Gitarren nicht. Die Klampfenarbeit in diesem Subgenre störte mich seit jeher ebenso wie die oberflächliche Handhabe von Folkelementen. Solche Musik kann wahrlich mehr sein als schunkelfreudiges 4/4-Gehacke in Dur, und aus gitarristischer Sicht kann man eben auch mehr tun als Black-Metal-Riffs und vorhersehbare Kadenzen abzuspulen. Und ENSIFERUM scheinen lernfähig zu sein. „Deathbringer From The Sky“ startet mit truemetallischem Schrei und bietet teils kreatives Gitarrenspiel abseits gedämpfter Sechzehntel. Der Chorus könnte fast von Kai Hansen kommen, während die folkloristischen Passagen wieder Altbekanntes aufbereiten.
Überhaupt sind einige Stücke ähnlich aufgebaut. „One More Magic Potion“ und „Wanderer“ starten beide mit Flötentönen und Akustikgitarre, ohne auf diese Konstituenten im Verlauf weiter einzugehen – Pflichtprogramm eben, welches sich immer noch zu sehr im Rahmen von Schlachten, Kriegern und ähnlichen Klischees abspielt. Dazu gehört auch die melancholische Tendenz – wohl des verletzbaren Naturmenschen -, die sich allerdings angenehmer hervortut. Holzbläserklänge über das Geballer von „Raised By The Sword“ zu legen klingt richtig schön, wie auch die Pauken und Strings in der Bridge. Angenehm ist auch die stärkere Gewichtung des klaren Gesangs in den letzten vier Stücken. Erwähntes „Wanderer“ ist mit Amorphis-Bezügen sicheres Highlight, und im zehnminütigen Abschlusstrack lässt die Sippe ihr Soundkonzept in seiner Gänze am Hörer vorbeilaufen – Gut, dass dies über weite Strecken instrumental geschieht, und nicht mit dem alles gleichmachenden Growl-Faktor.
FAZIT: Eine der besseren Veröffentlichungen im halb komödiantischen Bereich des Wikinger-Metal. Echte Heiden haben diese Schublade aber weiterhin nicht nötig, und Ensiferum wären ohne ihr Image nur eine glatte, Black-Metal-beeinflusste Band mit fröhlichen Melodien. Ein Sound, der sich nur durch die zugrundeliegende Textthematik legitimiert, kann so spannend nicht sein, dass er wie im Moment in aller Munde ist.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Sami Hinkka
Markus Toivonen, Petri Lindroos, Sami Hinkka
Markus Toivonen, Petri Lindroos
Meiju Enho
Janne Parviainen
Markus Toivonen, Janne Parviainen (perc)
Drakkar/Soulfood
50:01
2007