Die ehemalige Italo-Metal-Welle scheint um diesen Fünfer aus Florenz einen großen Bogen gemacht zu haben, denn obwohl die Band bereits ihr zehnjähriges Bestehen feiern konnte und dieses Album schon die vierte offizielle Veröffentlichung darstellt, dürfte in unseren Kreisen nur den wenigsten von FROZEN TEARS bisher was zu Ohren gekommen sein. Wenn man nur das aktuelle Werk als Maßstab nimmt, ist dies nicht ganz nachzuvollziehen, denn dieses hat mehr zu bieten, als die meisten, damals im gefühlten Wochentakt vom Süden her einfallenden Schunkel-Sympho-Metaller zustande gebracht haben.
Stilistisch haben FROZEN TEARS mit ihren vielzähligen Landsmännern, die im Zugwind von RHAPSODY ihr Heil gesucht haben, aber auch wenig gemein. Den Sound der 80er im Fokus, kreieren sie auf ihrem aktuellen Longplayer einen Stil aus viel NWOBHM und etwas US-Metal, in etwa dem Mischverhältnis, auf das z.B. auch eine Band wie die schwedischen WOLF schwört. Im Zeichen der frühen Priester und Jungfrauen gehen die Italiener dabei zumeist sehr straight, wenn auch ohne großen Mitgröhlfaktor vor. In durchgehend nachdenklicher und gedämpfter Stimmung liegt der Schwerpunkt dabei auf erdigen, übersichtlichen Riffs und der nicht alltäglichen Stimme von Frontmann Taiti Alessio, die mich wiederum zu WOLF zurückbringt. Wenn auch nicht ganz so prägnant und stechend wie sein Kollege Niklas Stalvind, weiß er in rauen Gefilden ebenso zu gefallen, wie in schrillen Momenten in Art von "Who Am I?". Gerade die Songs zu Beginn wie "Instability" und "Queen Of Solitude", aber auch das spätere "Child´s Prayer" mit den größten Maiden-Anleihen, bei dem auch die Solisten etwas mehr im Vordergrund stehen, sind gutes Traditionsfutter. Und die Coverversion von ACCEPTs "Run If You Can" zum Abschluss, mit der FROZEN TEARS noch mal Geschmackssicherheit beweisen, kann man ebenfalls nur als gelungen bezeichnen.
Die anderen Songs fallen zwar nicht merklich ab, insgesamt hätte "Nights Of Violence" aber doch etwas aufdringlicher ausfallen können; manchmal könnte man gar meinen, die Band würde bewusst herausstehende Refrains vermeiden, um nicht zu eingängig zu wirken. So fehlt irgendwie mal ein markanter Hit, und mehr Mut zur Abwechslung beim Songwriting, gerade in Hinsicht auf das vorherrschende Tempo, hätte ebenfalls noch etwas mehr herausholen können.
Wer sich von der beschriebenen Spielart angesprochen fühlt, sollte sich auf der My Space-Seite der Band (http://www.myspace.com/frozentearsitaly) aber auf jeden Fall einen eigenen Eindruck über deren Qualitäten verschaffen. Bei Interesse an der CD gilt es, die Homepage zu frequentieren.
FAZIT: Auch wenn man am Ende noch nicht rundum überzeugt ist, finden sich auf diesem Florentiner-Stück genügend Annehmlichkeiten, durch die ein weiteres Nichtbeachten von FROZEN TEARS durch die grenzüberblickende Hörerschaft nicht gerechtfertigt ist. Antesten erwünscht!
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2008
Dionigi Massimiliano
Taiti Alessio
Torrini Lapo, Taiti Leonardo
Guarnieri Giovanni
My Graveyard Productions
49:34
2007