Die OYSTERBAND gibt es in verschiedenen Inkarnationen schon seit fast 30 Jahren. Ihr neues Album erinnert daran, dass in England der am wenigsten affektierte und musikalisch farbenreichste Folkrock gemacht wird. Schließlich liegen die Wurzeln dieses Sounds auch auf der Insel, wohingegen Andere sich die spezifischen Merkmale aneignen müssen. Hier hört man die typische Melancholie - immer gepaart mit Lebensfreude – aus erster Hand.
Zunächst kommt „Over The Water“ nicht so recht aus den Puschen, doch „Here Comes The Flood“ leitet den nie plumpen Reigen eingängiger und von akustischen Instrumenten geprägter Songs ein. Ein weiteres Pro englischer Folkbands: ihr politisches Bewusstsein. Wo man sonst wo nur über das Saufen oder sonstige Trivialitäten singt – was etwa für den Großteil der deutschen Szene gilt – beziehen die Lyrics hier Stellung gegen amerikanische und somit auch britische Auslandspolitik. Dies ist zwar im Moment populär, aber ohne Donnerschlag inszeniert, zumal dezidierte Rebellion dem Alter der Herren nicht mehr angemessen wäre. Dies setzt sich auch im natürlichen, aber glatten Produktionsgewand des Albums fort – Hätte die radiohörende Masse Zugang zu diesen Stücken, sie würden ihr gefallen.
„Meet You There“ bietet für jedermann etwas, ohne zur Collage zu verkommen. „Bury Me Standing“ könnte auf einer Country-Platte stehen, „Control“ stellt Rockabilly-Elemente voran, und „Someone Somewhere“ einen funky Bass passend zum rhythmischen Stomp. Für die Schmachtenden gibt es dazwischen sachte Orchestriertes mit säuselnder Frauenstimme und den seicht-poppigen Fast-Ausfall am Ende mit Keyboardflächen, der die „power of music“ besingt. Von diesem Ausrutscher abgesehen hat das Album aber genug Schneid trotz Verzicht auf den Verzerrer, um anständig zu rocken und Freude zu verbreiten, ohne Anspruch an Musik und Texte zu verlieren. Das macht Folkmusik legitim – nicht Grenzgang, sondern Nähe zum Ursprünglichen. Nicht mehr oder weniger tut die OYSTERBAND.
FAZIT: Folkrock ohne Überraschung mit überwiegend klasse Songs in reichhaltigen Arrangements und hörenswerten Texten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Chopper
John Jones, Chopper, Lee Partis, Alan Prosser
Alan Prosser, Al Scott
Chopper, Al Scott
Lee Partis
Alan Prosser, John Jones (accordion), John Jones (cello, mandolin), Alan Prosser (violin, organ), Ian Telfer (violin), Al Scott (cello)
Westpark/Indigo
46:19
2007