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Midnight Scraper: Fast Side – Slow Side

Stil: Retro Rock

Cover: Midnight Scraper: Fast Side – Slow Side

Da kommt eine junge schwedische Band daher, ein knapp 39 Minuten langes Debütalbum im Gepäck, und tut so, als hätte es die ROLLING STONES nie gegeben. Über 40 Jahre Musikgeschichte zu den Akten gelegt und frisch drauflos gespielt. Das ist frech, dreist und – macht Spaß!

MIDNIGHT SCRAPER tun nicht so, als wären sie das Neueste und Heißeste unter der Mitternachtssonne. Sie sorgen für klare Verhältnisse, benennen die ersten Stücke „Fast“ (aber ohne Höchstgeschwindigkeiten zu überschreiten), die letzten fünf „Slow“, wobei auch das relativ ist. Ihr Fundus ist breitgefächert, bietet sowohl Country UND Western; nein, der Rock den MIDNIGHT SCRAPER präsentieren, orientiert sich zwar an der Vergangenheit, steht aber mit beiden Beinen fest im heute, sowohl von der Produktion, als auch der Vielfalt her. Blues, Country, Soul, auch vor dezidiert jazzigen Einsprengseln hat die Band keine Angst. Die Melodien sind mitreißend – manchmal allerdings verdammt dicht an Originalen der Stones. Das Ganze hat Biss und in den langsamen Momenten einen betörenden Charme. Herausragend geraten sind die jazzigen Momente, in denen sich Klavier und Saxophon Dialoge liefern, die sich gewaschen haben.

Tom Goren ist ein starker Sänger, dessen Stimmlage zwar Richtung Jagger tendiert, aber sauberer klingt und nicht zur bloßen Kopie verkommt. Seine Mitstreiter stehen ihm in nichts nach, die einzelnen Instrumente bekommen genügend Raum sich zu entfalten, gerade die Rhythmussektion klingt jederzeit präsent und präzise. Die Fast Side mit ihren satten Bläsersätzen, dem Boogie-Piano und den schmissigen Chorussen ist bereits beachtlich, aber zu wahrer Höchstform läuft die Band auf der „Slow Side“ auf. Hier stimmen Gefühl, Rhythmus, Melodie perfekt überein.

FAZIT: Wer Innovationen sucht, ist mit „Fast Side – Slow Side“ schlecht bedient. Hier werden keine Sounds für die Zukunft kreiert, MIDNIGHT SCRAPER haben den Soul, Blues, Rock und Jazz der gesamten Rock ’n Roll Dekade eingeatmet und spucken das Konglomerat schnörkellos und voller voranpreschendem Enthusiasmus wieder aus. Das kommt dermaßen unbeschwert und engagiert rüber, dass man es einfach lieben muss. Wesentlich unprätentiöser als die Black Crowes, gehen sie auch im direkten Vergleich der Nachgeborenen in Führung. Kleinere Abzüge gibt es für den teilweise zu schlichten Umgang mit Rock und Boogie-Woogie Phrasen wie in „Champagne Blues“. Bleibt als Fazit eine Erkenntnis, die nicht allzu neu ist, aber mal wieder zutrifftt: „It’s Only Rock ’n Roll But I Like It“.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.04.2008

Tracklist

  1. Tears Stop Falling
  2. Leave It Behind
  3. Baby Let Me Make Up Your Mind
  4. Hold on to What You Got
  5. Prove Me Wrong
  6. Champagne Blues
  7. Sparkle Has Had Too Many Drinks
  8. It's Wearing Me Down
  9. Eldorado
  10. Bye Bye Sweet Whiskey
  11. You're Smiling Again
  12. All About Gambling

Besetzung

  • Bass

    Alexander Larsson

  • Gesang

    Tom Goren

  • Gitarre

    Sparkle, Christopher Young

  • Schlagzeug

    Adam Toner

Sonstiges

  • Label

    Popmate

  • Spieldauer

    38:54

  • Erscheinungsdatum

    09.05.2008

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