Prog-Krankheiten aus Italien: Bei aller Güte, Ideenvielfalt und technischer Beschlagenheit reihen sich MOONGARDEN ins gesichtslose Einerlei der Stilistik ein, indem sie Langatmigkeit mit leicht zu entlarvender Überambitioniertheit kaschieren möchten. Wie immer hätte man aus so vielen Ideen sehr viel Kürzeres machen können, statt dem Diktum Longtrack und Arrangementbandwurm zu gehorchen.
Daß die Band schon über zehn Jahre dabei ist, hört man ihrer routinierten Spielweise an, nicht aber den Songkonstrukten (im wahren Wortsinn). Der Opener zeigt, daß man mal Camel und die ruhigen Opeth gehört hat, doch derlei Anklänge lassen sich im weiteren Verlauf nicht mehr finden, wenn die überlange Platte auch weitgehend ähnlich ruhig bleibt. “It‘s You” ist dann auch gleich balladesk und bar jeglichen Spektakels. MOONGARDEN geben sich bisweilen mystisch mit wenigen orientalischen Bezügen in der Wahl ihrer Noten. Davon abgesehen weist nichts auf spezielle Lokalität und Identität der Gruppe hin; wenn man landesüblichen Pomp auch umschifft, so könnte die Musik der Gruppe quasi von überallher stammen, da sie ganz offenbar viel Musik konsumiert und absorbiert, Eigenes aber nicht daraus zieht. Es geht konzeptionell zu, was in leicht außerweltlicher Atmosphäre resultiert (“Solaris”), doch dies ist der einzige, nur leicht gerötete Faden, der sich durch die Leuchtturmsongs zieht.
Leuchtturm? - Gut, einige Einfälle strahlen wie erwähnt inspiriert und inspirierend; wegweisend für umherirrende Prog-Szeneschiffer sind MOONGARDEN nicht. Rocken ist größtenteils Fehlanzeige, und verkopfte Nachdenklichkeit macht auf Dauer das Hirn schmerzen. Prog-Krankheiten eben.
FAZIT: MOONGARDEN haben ein recht gedämpftes (Sound) wie großkotziges (Anspruch) Album abgeliefert, wie es in seiner hochwertigen Beliebigkeit für das Genre bezeichnend ist. Wer meint, er müsse sich der Band anvertrauen und stundenlang unterm Kopfhörer nach Tiefe zu suchen, mag dies tun. Ich bin nicht mit übervollen Händen zurückgekehrt. Durchschnittliches Album im besten/schlechtesten Sinne.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2008
Mirko Tagliasacchi
Simone Baldini Tosi
Simone Baldini Tosi, Marco Tafelli
Cristiano Roversi
Maurizio Di Tollo
Cristiano Roversi (stick), Marco Tafelli (violin)
ProgRock/SPV
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22.02.2008