Zwischen einem Metallica- und einem Merciless-Cover gibt‘s auf dieser EP (man beachte die Spielzeit!) mehr vom bekannten Stil der Finnen MOONSORROW: folkloristisch geprägter Black Metal in Überlänge.
Gleich der Titelsong schlägt erneut mit einer halben Stunde zu Buche. Er beginnt mit gesprochenen Worten, die im Verlauf immer wieder aufgegriffen und ähnlich einer episodenartigen Erzählung weitergesponnen werden. Ungemein atmosphärisch und ebenfalls, wie immer bei der Band, sorgen Naturgeräusche und Maultrommel für authentische Atmosphäre. Ein regelrechter Urschrei und harsches Poltern läutet den eigentlichen Song ein und zeigt MOONSORROW von ihrer eher roh brutalen Seite, was für die gesamte EP gilt, denn melodisch opulenter war das Vorgängeralbum gewiss, wobei die Band natürlich nicht gänzlich ihre Trademarks ignoriert. Die Keyboards stiften markante Momente und Harmonie, aber die Vocals verbleiben auch in den obligatorisch heroischen Passagen meist im schwarzen Bereich.
Ob ein Metallica-Song zu MOONSORROW passt, sei dahingestellt. “For Whom The Bell Tolls” steht ihnen zumindest hinsichtlich seiner bedrohlichen Schwere recht gut, wenn auch die Umsetzung eines Thrash-Klassikers mit Keyboards und im naturverbundenen Kontext ein wenig befremdlich erscheint. Die Wildheit jener Stilistik retten die Nordländer ins folgende Stück hinüber, das in weniger als zehn Minuten die gesamte skandinavische Eiswüste zu durchreiten scheint. In “Hvergelmer“ kommt die landes- und genretypische Melancholie hinzu, die im unbelassenen Kontext noch mehr überzeugt, als auf dem glattgebügelten Stoff der einheimischen Konkurrenz, so es diese überhaupt gibt.
MOONSORROW beweisen mit dem finalen Merciless-Feger Geschmack und Geschichtsbewusstsein (das machtvolle und thematisch passende “Back To North” gibt‘s zu hören auf „Unbound”) und sind weiterhin eine Klasse für sich, wenn es um kitschfreie Interpretation des Archaischen und Heidnischen geht, was immer man auch darunter versteht… die Echtheit des Naturalismus solcher Bands ist angesichts des elektrisch verstärkten Sounds sowie der letztlich doch konventionellen Marktbedingungen unterworfenen Musik stets ein wenig kompromissbehaftet, doch MOONSORROW werden in ihrer Substanz auch dann noch bestehen, wenn niemand mehr mit dem Methorn die Thekenoberflächlichkeiten bedient.
FAZIT: Viel fürs Geld bieten MOONSORROW mit dieser EP, sollte sie auch zum entsprechenden Preis veröffentlicht werden. Davon abgesehen überzeugt ihr Sound auch so nach wie vor und ist Pflichtprogramm für Genrefans. Wer sich dem Stil von der progressiven und ideologisch unbedarften Seite nähern möchte, der greife auf den vorangegangenen Longplayer zurück.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.05.2008
Ville Sorvali
Ville Sorvali
Henri Sorvali, Mitja Harvilahti
Henri Sorvali, Markus Euren
Marko Tarvonen
Drakkar/Soulfood
68:19
09.05.2008