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Signs Of One: Innerlands

Stil: Symphonischer Progressive Rock

Cover: Signs Of One: Innerlands

Es gibt diese wenigen Momente, in denen man sich sagt “nur mal kurz reinhören in die Scheibe” und dann einfach hängenbleibt und das Album von der ersten bis zur letzten Minute durchhört und sich dabei nicht eine Sekunde langweilt. Den Kanadiern SIGNS OF ONE ist mit ihrem zweiten Album dieses kleine Kunststück gelungen. „Innerlands“ musiziert ganz in der Tradition geschichtenerzählenden, symphonischen Progressive Rocks, der unglaublich farbenfroh, facetten- und abwechslungsreich aus den Boxen tönt. Die fünf Herren verbinden eine breite Palette verschiedenster Stilistiken und schaffen es – manchmal mit letzter Mühe – ein homogen klingendes Konzeptalbum zu erschaffen, das trotz bekannter Zutaten zu jeder Sekunde frisch klingt.

SIGNS OF ONE machen aus zwei Gründen Spaß: Einerseits verfügt „Innerlands“ über eine Fülle dramatischer, leichtfüßiger, fetziger und manchmal einfach nur schöner Melodien, die im Ohr hängen bleiben ohne platt zu sein, andererseits ist die Bandbreite der Einflüsse so weit wie der Ozean der Rockgeschichte: Symphonischer Bombast, pianobegleiteter Musicalrock, funkige Gitarrenpassagen, härtere Metalriffs, auslandender, ätherisch zerbrechlicher Kunstrock, treibender Hardrock… die Kanadier nehmen ruckartig jede Abzweigung handgemachter Gitarrenmusik ohne ins Schlingern zu geraten. Und nicht nur instrumental bemühen sich SIGNS OF ONE um Abwechslung, auch der Gesang verfügt über eine kurzweilige Vielgestaltigkeit: Dramatisch schmettern die Melodien, man möchte fast schon aufstehen und die Hand auf’s Herz legen, dann wird’s wieder aggressiver, dann plötzlich Rotz in der Stimme, es wird geschrien, dann wird schöngeistig gesäuselt und plötzlich beinahe schon Death Metal artig gegrunzt. Die Dichte an Ideen ist beeindruckend, die Perfektion der Ausführung begeisternd, die alles verbindenden Arrangements sind stets schlüssig.

Möchte man Vergleiche ziehen, kommt man an SHADOW GALLERY nicht vorbei, obwohl SIGNS OF ONE weniger brav musizieren. Was Pomp und Pianorock angeht, müssen natürlich QUEEN und MEAT LOAF herhalten. Die Instrumentalabfahrten erinnern zuweilen ein wenig, aber wirklich nur ein wenig, an DREAM THEATER, vor allem was den Keyboard Sound angeht. SIGNS OF ONE agieren an den Instrumenten aber weniger halsbrecherisch und spannen mehr elegische Melodiebögen als die New Yorker Klassiker.

FAZIT: Der Hörer wird überfahren vom sprudelnden Ideenreichtum ohne sich überfordert fühlen zu müssen. SIGNS OF ONE sind wundervollste Unterhaltung mit Stil und Anspruch und werden sicherlich auch Menschen ansprechen, denen Progressive Rock sonst zu abgehoben klingt. „Innerlands“ ist musikalischer Eskapismus in Reinkultur, denn bereits nach den ersten Noten wird man mitgerissen in eine neue Welt, die bunt, ausladend und abenteuerlich zeigt, wie Geschichten mit den Mitteln des symphonischen Progressive Rocks heutzutage erzählt werden müssen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2008

Tracklist

  1. Reverie
  2. Innerlight
  3. Frantic Memories
  4. Confusion
  5. Wise Man
  6. The Rain Comes
  7. Innerlands
  8. Rainbow Elves
  9. Hope
  10. Legend Lives
  11. I
  12. Farewell Master
  13. Us
  14. Fate

Besetzung

  • Bass

    Dan Gagnon

  • Gesang

    David Schram, Steeve Tremblay, Dan Gagnon, Yannick Lapointe

  • Gitarre

    Steeve Tremblay, Yannick Lapointe

  • Keys

    Yannick Lapointe

  • Schlagzeug

    Phil Prince

  • Sonstiges

    Marie-Eve Paquin (flute), Anne-Élyse Hudon (clarinet), Anne-Julie Bussière-Cloutier (violin), Mélissa Labbé (perc)

Sonstiges

  • Label

    Unicorn Digital

  • Spieldauer

    70:38

  • Erscheinungsdatum

    20.11.2007

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