Eine der dienstältesten Funeral Doom-Bands hat sich aus der Gruft erhoben und legt diesen Herbst einen neuen Silberling vor. Gute fünf Jahre haben sich die Finnen Zeit für „Alloy“ gelassen und das Ergebnis kann sich hören lassen. Kriechend kalt und von steter Düsternis umgeben dominiert auch der vierte Full-Tracker des Viergespanns mit Schwärze.
Eine stilistische Kehrtwendung haben SKEPTICISM mit ihrer aktuellen Veröffentlichung nicht gemacht, aber es sind doch sehr deutliche Veränderungen zu den Vorgängerplatten spürbar. Die wohl größte Neuerung ist, dass die Band zugänglich geworden ist. War „Farmakon“ noch ein sehr schwerer Brocken, der starr und unnahbar wirkte, öffnet sich „Alloy“ ziemlich schnell. Die Songs besitzen echte Strukturen, echte Gesangslinien und gehen für die Verhältnisse der Kapelle rasch ins Ohr. Ein Fakt, der auf den Alben davor noch undenkbar war. Wie oft habe ich die Platten gehört und die Distanz nicht überwunden?
Mag sein, dass die Finnen gewachsen sind, vielleicht auch die momentane Doom–Flut nutzen oder aber einfach weiterhin genau das tun, was sie fühlen. Die sechs Tracks tragen unverkennbar den Stempel der Band, haben lediglich ein wenig an Kälte und Weltfremde verloren. Nichtsdestotrotz sind SKEPTICISM noch trostlos. Großartige Songs wie „March October“ (sehr eingängig) oder „Pendulum“ (erinnert mehr an ältere Werke) beeindrucken.
FAZIT: Auch mit „Alloy“ spielen SKEPTICISM weiterhin in der ersten Liga dieses Genres – wer jedoch ein neues „Stormcrowfleet“ erwartet, wird enttäuscht. Die Kommerzialisierung des Genres hat auch diese Band nicht verschont. Doom Metal ist salonfähig geworden und auch SKEPTICISM tragen ihre Songs leichter in die Haushalte der geneigten Gemeinde. Die Songs sind keineswegs schlechter, eher sogar besser – aber die Magie und die eisige, unnahbare Art der Anfangstage haben sie eingebüßt. Für Fans der Band vielleicht ein klein wenig schmerzlich, für neue Fans des Funeral Doom jedoch eine Platte, die den Zugang erleichtert und möglicherweise auch an alte Glanztaten heranführt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.12.2008
Matti
Jani Kekarainen
Eero Pöyry
Lasse Pelkonen
Red Stream
47:22
24.10.2008