Die Jungs sehen wie geleckt aus, locken aber trotz Schlag- und Schimpfwortfülle (Sieger, Verlierer, bzw. Arsch, Schnauze) in den Titeln gar nicht so plakativ. Zuhören ist bei den Texten angesagt, während die Musik programmatischen Melo-Punk oder - meint man es böse mit den Südtirolern - Deutschrock im Böhse-Onkelz-Dunstkreis darstellt.
Die Herkunft allein bedingt indes schon, dass FREI.WILD anders drauf sind und unterschiedliche Blickwinkel aufs Leben und Politiktreiben haben, zumal die unsinnige Märtyrerschiene ihnen gänzlich abgeht. Das ist bei der vergleichbar strittigen Vergangenheit von Frontmann Burger beachtlich, der frühere Verbindungen zu rechtskonservativen Kreisen um Jörg Haider mittlerweile bedauert. Was geblieben ist, sind kompromisslose Liebe zu ihrem Land (sogar mit Hinblick auf Umweltzerstörung: "Immer höher hinaus") sowie eine positive Angriffslust mit Message, die ungeachtet etwaiger Zweifel am Image gefällt: Nimm dein Leben selbst in die Hand und hör auf, den Jammerlappen zu spielen. Dies hört man eher selten - und wenn, dann oft nur als wenig ernstes Lippenbekenntnis. Bei FREI-WILD klingt es durchaus überzeugend, wie auch der Klartext: "Wir sind keine Neonazis und keine Anarchisten" - Derlei Eindeutigkeit würde man sich auch mal von einigen Schwarzmetallern wünschen, aber wir schweifen ab ...
Die Musik? Vielleicht Kettcar für politische nonkonforme Nicht-Studenten? - Nein, Unsinn. In jedem Falle spielen FREI.WILD druckvoll produzierten, punkigen Rock, der natürlich O-Band-Assoziationen evoziert, jedoch nicht zwingend. Wer melodiösen Punk mit ansprechenden Lyrics auf Deutsch mag, sollte zuschlagen, wenn es auch wenig Überraschungen gibt (oder sind balladeske Anklänge in "Stück für Stück" spannend?). Die Gruppe kann eingängige Songs schreiben, wirkt ein wenig gleichförmig, animiert aber eben auch zum mitmachen. Mehr verlangt die Klientel nicht - also nur zu!
FAZIT: Fernab von martialischem Gegrolle und dummem Fun-Punk geben FREI.WILD ein dezent anderes Bild deutschsprachiger Rockmusik ab. Der Teufel im Detail liegt eher in den Texten als in der punkig melodischen, glatt inszensierten Musik mit reichlich Energie.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2009
Jochen Gargitter
Philipp Burger
Philipp Burger, Jonas Notdurfter
Christian Fohrer
Rookies & Kings
62:52
20.11.2009