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MMCircle: Requiem Pour Un Vivant

Stil: Neoklassische Kammermusik

Cover: MMCircle: Requiem Pour Un Vivant

MMCIRCLE, auch bekannt als MARTIN MAHEUX CIRCLE, veröffentlichen mit „Requiem Pour Un Vivant“ ihr drittes Album. Gegenüber den beiden Vorgängern gibt es ein paar kleine, aber stilprägende Änderungen. Denn Martin Maheux, seines Zeichens Drummer der fidelen Jazzprogger SPACED OUT, verzichtete beim „Requiem Pour Un Vivant„ auf die Bläsersektion, die weitgehend für den Jazz-Flair auf „Physics Of Light“ und „Sybille“ zuständig war.
Das begleitende (weibliche) Streichquartett ist ebenfalls ein anderes, als noch auf der 2006er Veröffentlichung „Sybille“. Lediglich Pianist Éric St-Jean, der neben dem CIRCLE SPACED OUT als Keyboarder gelegentlich unterstützt, taucht beim letzten Stück „Iconoclaste“ wieder auf.
Das „Requiem für einen Lebemann“ ist Neoklassik reinsten Wassers. Lediglich Maheuxs Schlagzeugarbeit bringt jazzige Elemente ins Spiel, was der düsteren und sperrigen Musik einen nervösen, gehetzten Unterton beschert. Von ferne grüßt Schönbergs „Verklärte Nacht“, ebenso wie Univers Zero in einer gänzlich abgespeckten Variante. Obwohl das Album avantgardistische Schockmomente vermeidet, will es erarbeitet werden. Hier gibt es keinen orchestralen Wohlklang, stattdessen expressionistische Skizzen, die zwischen schwerblütigen Repetitionen, nicht umsonst heißt ein Stück „Stagnation“, und fiebrigen Alptraumsonaten hin und her pendeln.
Freunde progressiver Musik, die gelegentlich den Silberling des ein oder anderen Neutöners in den Player schieben und deren Erfüllung nicht erst bei Krzysztof Pendereckis „Hiroshima“ oder György Ligetis „Ramifications“ beginnt, könnten an der aktuellen Inkarnation des Martin Maheux Circle Gefallen finden. Mit Rockmusik in irgendeiner Ausformung hat das Ganze allerdings nichts zu tun.

FAZIT: Auf „Requiem Pour Un Vivant“ findet sich eine Dreiviertelstunde recht unangepasster Musik, die auf expressionistische Klangmaler verweist, sich zwar kitschigem Schönklang verweigert, aber auch nie ins radikal Experimentelle abgleitet. So spielen Martin Maheux und sein kleiner Zirkel schräge Kaffeehausmusik für Besucher eines Totengartens. Wer eine kammermusikalische Alternative zu endlosen Sitzungen mit Magma, Present und ähnlichem sucht, oder einen lange verschollenen phantastischen Stummfilm mit einer passenden Begleitung versorgen möchte, der ist beim MMCIRCLE gut aufgehoben. Wer jedoch den Rock zum Rollen braucht, sollte einen weiten Bogen um das „Requiem Pour Un Vivant" machen.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2009

Tracklist

  1. Lazaret
  2. 6 Pieds Sur Terre
  3. Stagnation
  4. Requiem Pour Un Vivant
  5. Iconoclaste

Besetzung

  • Keys

    Éric St-Jean (Piano on “Iconoclaste”)

  • Schlagzeug

    Martin Maheux

  • Sonstiges

    Lizann Gervais, Janie Massicotte, Gäel Huard, Karine Lalonde

Sonstiges

  • Label

    Unicorn Records

  • Spieldauer

    44:47

  • Erscheinungsdatum

    07.10.2008

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