Wenn man von MOB RESEARCH spricht, spricht man wohl oder übel von Paul Raven, seines Zeichens überdurchschnittlicher Bassist von Bands wie KILLING JOKE, PRONG oder MINISTRY, der viel zu früh unmittelbar nach den Aufnahmen der Bassspuren zu dieser Platte hier im Oktober 2007 verstarb. Da MOB RESEARCH sein Baby waren und seine illustren Mitmusiker nicht einfach zur Tagesordnung übergehen konnten und wollten, dauerte es einige Zeit bis die Aufnahmen ohne ihn komplettiert wurden.
Von wegen illustre Mitmusiker:
We proudly present: Am Gesang Kory Clarke von WARRIOR SOUL und TROUBLE, an der Gitarre Mark Gemini Thwaite von THE MISSION und am Schlagzeug Nick Lucero der QOTSA. Eine solche Zusammenstellung von Musikern, die doch in stilistisch sehr unterschiedlichen Bands tätig waren/sind, kann interessant oder in der Katastrophe enden, aber diese ist zum Glück ausgeblieben. Vielmehr haben alle Beteiligten deutliche Spuren in den Songs hinterlassen, die trotzdem einen homogenen Eindruck zwischen rockigen KILLING JOKE, kontrollierten MINISTRY und entspackten MARILYN MANSON machen, aber doch eine Bandbreite von Rock wie im begnadeten Opener „Tribe“ bis zu eher Dance beeinflussten Werken wie „Wambulance“ umspannen.
Einen eigenen Stempel bekommen MOB RESEARCH durch die sehr eigene aber nie penetrante Gitarrenarbeit von Mark Gemini Thwaite und den rauhen klaren Gesang von Kory Clarke, der sich auch inhaltlich etwas hat einfallen lassen und passend zum sehr guten und schlüssigem Cover-Artwork gegen Kirche und Staat wettert. Wer im Innencover einen Polizeihelm auf einen Anzugträger montiert und beides mit „To Serve And Neglect“ überschreibt, kann kein schlechter Mensch sein. Überwiegend finden sich aber Fotos von Paul Raven und Kommentare seiner Freunde im Booklet, die diese CD zu einem würdigen Nachruf auf einen brillanten Musiker machen.
Mit dem ruhigen „“Atmosphere“ klingt „“Holy City Zoo“ eigentlich aus, bevor sich noch 7 Remixe der ursprünglichen Songs anschließen, die in eine deutlich rhythmusbetontere und harte Dancefloor-Richtung gehen und den tatsächlichen Drive und die Message von MOB RESEARCH sehr gut betonen. Prädikat: Discokompatibel, aber hörenswert!
FAZIT: „Holy City Zoo“ ist zugleich der Nachlass als auch ein würdiger posthumer Abschluss des Schaffens von Paul Raven, der über jeden Verdacht erhaben ist, dass hier jemand nochmal eine schnelle Mark machen wollte. Bei aller Variabilität der Songs ist „Holy City Zoo“ kompakt, eigen und schlüssig, also alles was ein Album überdurchschnittlich macht. Fans von KILLING JOKE oder MINISTRY sollten hier genauso angesprochen werden, wie Menschen, die die härtere Gangart auf dem Dancefloor lieben. „Live For Peace – Fight Control“
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.05.2009
Paul Raven
Kory Clarke
Mark Gemini Thwaite
Nick Lucero
Echozone
70:09
22.05.2009