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Seventh Angel: The Dust Of Years

Stil: Doom Metal

Cover: Seventh Angel: The Dust Of Years

Ganze 17 Jahre haben sich SEVENTH ANGEL Zeit gelassen, um nun mit „The Dust Of Years“ ihr drittes Album zu veröffentlichen (abgesehen von der Compilation „Heed The Warning“). Stilistisch knüpft man trotz der langen Pause teilweise an die ersten Alben an, ist aber gleichzeitig weit davon entfernt, sich zu wiederholen. So klingt das neue Material noch Doom-lastiger und schleppender, die wütenden und manchmal abrupt wirkenden Thrash-Ausbrüche werden etwas sparsamer eingesetzt. Diese Entwicklung leitete bereits der Vorgänger „Lament For The Weary“ ein, allerdings wurden die auf jenem Album noch stark vertretenen Akustikpassagen auch reduziert. So gibt es mit „Oswiecim“ (mehr oder weniger ein Outro) und „Abelard And Heloise“ lediglich zwei Tracks, die auch die ruhigere, leicht folkloristisch angehauchte Seite von SEVENTH ANGEL zeigen.

Insgesamt tendieren die meisten Songs jedoch einheitlich in eine etwas härtere Richtung. Dafür sorgt nicht nur Schlagzeuger Tank, der immer noch recht stumpf, aber effektiv auf sein Kit einprügelt, sondern auch Ian Arkley: Sein früher sehr leidenschaftlicher Gesang, irgendwo zwischen verzweifeltem Schreien und halbmelodischem Thrash-Shouting, ist lupenreinen Death-Metal-Growls gewichen. Zwar war dies anhand seiner zwischenzeitlichen Projekte (etwa MY SILENT WAKE) abzusehen, trotzdem ist es bedauerlich, dass SEVENTH ANGEL dadurch ein wenig an Wiedererkennungswert und Abwechslung eingebüßt haben. Die immer wieder eingestreuten klaren Vocals werden auf „The Dust Of Years“ anscheinend von Gitarrist Simon Bibby beigesteuert und wirken ein wenig blass. Ian Arkley dagegen scheint das richtige Singen ganz aufgegeben zu haben. Dafür sind seine tiefen, aber verständlichen und ausdrucksstarken Growls um so gelungener und erinnern etwas an Dan Swanö. Tatsächlich klingt nicht nur der Gesang nach dessen Ex-Band, auch in vielen der düsteren, aber immer melodischen Gitarrenriffs und –harmonien ist eine leichte Schlagseite zum frühen schwedischen Death Metal auszumachen. „In Ruins“ etwa könnte tatsächlich eine langsame Nummer von EDGE OF SANITY sein.

Musikalisch bemüht man sich also um Abwechslung, die Songs sind recht komplex und verspielt gehalten. Die meisten Kompositionen bestehen aus einer Vielzahl an Riffs und verschiedener Parts, so dass es anfangs etwas schwierig ist, Zugang zu „The Dust Of Years“ zu finden. Meist wechselt man zwischen schleppenden Doom-Passagen, vereinzelten Thrash-Riffs und flotteren Rhythmen, den schon genannten, düsteren Death-Metal-Anklängen und vor allem jeder Menge melancholischer Gitarrenmelodien, was manchmal ein wenig an Bands wie die frühen ANATHEMA erinnert. Auch wenn es selten richtige Hooks zu hören gibt und keine typischen Strophe-Refrain-Schemata, kristallisieren sich doch nach und nach in jedem Song Gesangs- oder Gitarrenparts heraus, die sich langsam festsetzen.

FAZIT: „The Dust Of Years“ klingt ausgereifter und runder als viele der frühen Aufnahmen von SEVENTH ANGEL. Man hört jetzt eine deutlich erfahrenere Band, was sowohl den Arrangements, als auch der Produktion zu Gute kommt. Leider hat die Band gleichzeitig durch den veränderten Gesang ein wenig an Originalität verloren. Dieser Kritikpunkt kann aber nur im Vergleich mit den Frühwerken gelten, für sich selbst betrachtet ist „The Dust Of Years“ ein gutes Album, das einen gelungenen Querschnitt durch die dunklen Spielarten des Genres bietet. Somit könnten sich sowohl Liebhaber von Doom- und Gothic-, aber auch Thrash- und Death-Metal angesprochen fühlen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.08.2009

Tracklist

  1. Chaos Of Dreams
  2. The Turning Tide
  3. Exordium
  4. Weep Not For Us
  5. Abelard And Heloise
  6. In Ruins
  7. Lamentations
  8. The Raven Sky
  9. Oswiecim

Besetzung

  • Bass

    Mark Broomhead

  • Gesang

    Ian Arkley, Simon Bibby

  • Gitarre

    Ian Arkley, Simon Bibby

  • Schlagzeug

    Tank

Sonstiges

  • Label

    Bombwork Records

  • Spieldauer

    59:06

  • Erscheinungsdatum

    23.06.2009

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