SICK OF SOCIETY sind deutsche Punkveteranen, die man dennoch nicht in einem Atemzug mit den Polit-Anstößlern Slime und Abwärts beziehungsweise unsänglichen Fun-Punks nennt oder mit gen Avantgarde schielenden Bands (vornehmlich aus dem Osten der Vorwendezeit) vergleichen kann. Hemdsärmelig oder bodenständig? - Wohl beides, je nach Musikgeschmack.
Die Band geht gewiss sowohl bei Straßenköter-Punks als auch gemäßigten Wohlstandsrebellen als okay durch, da sie einerseits rotzig und andererseits ungefährlich genug klingt. "It's A Monster" zeigt Hardcore-Tendenzen, "Start A War" dezenten Ska in den Strophenteilen; danach darf gar die Schweineorgel mitbraten und "Incomplete" trötet, wenn's auch nicht die Trompeten von Jericho sind. Soll es um die Wurst gehen, verlässt die Gruppe sich allerdings auf die melodischen Ausformungen des Punk, wie man ihn in Höchstform von Bad Religion und Konsorten gewohnt ist. So deklinieren SICK OF SOCIETY das Vokabular ihrer Stilistik, ohne allerdings die Killerhits in petto zu haben. Schön auswendig gelernt wurde das alles in der langen Zeit seit der Bandgründung, und das Mindestmaß an musikalischen Fertigkeiten hat das Trio längst überschritten; spielerische Klasse wird man andererseits auch mit dem Guckglas suchen müssen, doch wie gesagt: für die Zielgruppe ist das nicht weiter schlimm.
Letztlich bleibt vor allen Dingen der Idealismus zu loben, für den SICK OF SOCIETY sich gleichwohl nichts kaufen können. Ob sie ihre Freundesschar mit diesem Album erweitern können oder überhaupt wollen, ist fraglich. Allein für sich gesehen ist "Weekend Anarchy" nicht der Rede wert, wenn man den internationalen Vergleich monatlicher Genreveröffentlichungen anstrebt. Allein für Wochenendanarchisten sind SICK OF SOCIETY jedoch zu authentisch. Also: wenn man Musik losgelöst vom drumherum bewertet - Fahnen auf Halbmast; der Daumen zeigt indes dezent nach oben, wirft man die Langlebigkeit der Band und ihre positive Unbekümmertheit mit in die Wagschale.
Fazit: Eine Punkscheibe unter vielen, die von der Erfahrenheit der Macher profitiert, jedoch angesichts der musikalischen Hausmannskost (minus Image-Zuckerzusatz) keine Revolution anzetteln wird.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2009
Steini
Steini
Fizzi
Oliver
36music
34:28
30.07.2009