Gute vier Jahre haben sich die Isländer Zeit gelassen für ihren neuen Longplayer. Wer sich ein bisschen mit der Band befasst hat, sollte wissen, dass hier keine leichte Kost serviert wird und man als geneigter Fan vielleicht auch gute vier Jahre hat brauchen können, um den Vorgänger „Masterpiece Of Bitterness“ zu verdauen.
Sicher gibt es Parallelen zum Vorgänger, aber insgesamt setzt „Köld“ ganz andere Akzente als das letzte Release. Das Album eröffnet mit einem monströsen Instrumental, gefolgt von zwei recht epischen Nummern, die gut ins Bild der Band passen. Besonders der Titeltrack „Köld“ besticht durch seinen oft extrem schrägen Gesang, der mich irgendwie ein wenig an BATHORYs Quorthon erinnert. Aber genau das scheint es zu sein, was die Band so authentisch macht. Auf „Pale Rider“ jedoch stimmt dann einfach alles – ein echter Hit!
Die letzten zwei Drittel der Platte zeigen die Band dann doch sehr experimentierfreudig und unkonventionell - man könnte fast sagen, vom Metal losgelöst. Denn hier werden vermehrt Einflüsse von außerhalb eingesogen und man setzt sich – sicher bewusst – über die Grenzen des Genres hinweg. Besonders „Necrologue“ und „Goddess Of The Ages“ sind gute Beispiele hierfür. Erstgenannter Track tönt fast nach THE DOORS oder nachdenklichen NIRVANA. Der Gesang auf dem letzen Track des Albums dann klingt auch kein bisschen mehr nach Heavy Metal, sondern hier schleicht sich schon fast ein Mainstream-Pop-Rock-Feeling ein und man wird dezent an Dexter Holland erinnert.
FAZIT: SÓLSTAFIR beweisen einmal mehr ihren Hang zum Außergewöhnlichen. Authentizität und Identität werden nicht in klischeehafte Kompositionen transferiert, sondern scheinen direkt aus dem Herzen der Musiker zu kommen. Grenzenlos limitiert sich der isländische Vierer schier niemals und liefert ein entsprechend überwältigendes, buntes Klangerlebnis, welches mit Facetten- und Ideenreichtum besticht und nicht selten überrascht. „Köld“ ist ein klarer Schritt nach vorn für die Band und jeder aufgeschlossene Hörer, der bereit ist, ein wenig Zeit zu investieren, wird aus diesem Album viel für sich gewinnen können.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2009
Svavar Austman
Aðalbjörn Tryggvason
Aðalbjörn Tryggvason, Sæþór Maríus Sæþórsson
Guðmundur Óli Pálmason
Spikefarm Records
1:10:35
27.02.2009