Irgendwo wurden VOYAGER als “A metal incarnation of 80s legends A-HA” bezeichnet. So seltsam dieser Vergleich anmutet, so sehr trifft er zu. Danny Estrins Stimme ist der sehnsuchtsvoll, melancholischen Intonation Morten Harkets verdammt nahe. Dazu gesellt sich ein voluminöser, druckvoller Sound mit hymnischen Melodien. Verspielt, aber nicht selbstverliebt in technische Waghalsigkeiten ausbrechend, arbeiten VOYAGER mit verschiedenen Tempi und Stimmungen zwischen Pop, Prog-, Gothic- und Power-Metal. Obwohl die Härte immer der Melodie verhaftet bleibt, geht es munter zupackend zur Sache, manchmal wird im Hintergrund sogar dezentes Growlen geprobt.
Gotische Impressionen sind den Australiern nicht fremd, drücken sich zumeist in melancholischen, traumwandlerischen Sequenzen aus, die gerne von satten Keyboards untermalt werden. Manche dieser Tasten-Parts könnten ebenfalls das ein oder andere neo-progressive Album zieren, andere gehen in Richtung Elektro-Wave wie sie PARADISE LOST zu „Host“ Zeiten gerne praktizierten.
Bei allen Einflüssen, Unterschieden in Tempo und Ausrichtung, bleibt „I Am The Revolution“ in einem Punkt gleich: jeder Song besitzt unglaublichen Pop-Appeal. Wenn man einen Metal-Hasser an diese Spielart der Rockmusik heranführen möchte, könnte „I Am The Revolution“ der erste Berührungspunkt sein. Spätestens beim seelenvollen Breitwandrock von „In My Arms“ schmelzen auch sanfte Mädchenherzen.
Nicht alle Songs sind Volltreffer, aber selbst die Schwächeren nerven nicht und haben immer die ein oder andere Idee, die sie weit von mediokrem Melodic Power Metal abhebt. Und bei ausreichender Verbreitung – was leider vermutlich nicht passieren wird – hätten „The Devil In Me“ oder „Lost“ sogar das Zeug zu Klassikern.
Speziell hierzulande dürfte „Total Existence Failure“ zum kultigen Fetenhit mutieren. Singt Danny Estrin den Mittelteil sehr knuffig – und leidlich verständlich – auf Deutsch.
„Sehen Gesichter an der Wand, nehmen mir jetzt den Verstand.“ Kann passieren...
FAZIT: Pop goes the Metal. VOYAGER präsentieren mit “I Am The Revolution” eine nahezu unwiderstehliche Mischung aus seelenvollem Pop und dynamischem Metal. Hier wird zusammen geführt, was nicht unbedingt zusammen gehört. Und das sehr gekonnt. Solche Mixturen sind schon auf’s Peinlichste in die Hose gegangen; VOYAGER bewegen sich eine knappe Stunde stilsicher und mit Geschmack durch ein weites Feld voller möglicher Stolperfallen. Und sie kommen hoch erhobenen Hauptes wieder daraus hervor. Coole Pladde, sowohl für den Partykeller wie einen stimmungsvollen Abend zu zweit – ein Ritt mit A-HA auf Speed und Kuscheln inklusive.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.09.2009
Alex Canion
Danny Estrin
Simone Dow, Chris Hanssen
Danny Estrin
Mark Boeijen
Dockyard 1
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25.09.2009