Um gleich den wichtigsten Teil des Fazits vorwegzunehmen:
Schon der 2007er Vorgänger „Le Fol“ war randvoll mit Hits und großartigen Melodien, aber mit dem vorliegenden, selbst betitelten Album haben es die vier Norweger tatsächlich geschafft, dieses Hammer-Album noch einmal zu toppen.
Dabei hat sich das Grundgerüst der AUDREY HORNEschen Musik noch weiter in Richtung Classic Rock verschoben, obwohl die moderneren Einflüsse immer noch präsent sind. So erinnert die Strophe von „Circus“ an FAITH NO MORE oder der Anfang von „Pitch Black Mourning“ an die Alternative-Heroen von TOOL.
Wesentlich prägender für den Gesamtsound sind mittlerweile die musikalischen Einflüsse der 60er oder 70er. Vor allem die deutlich weiter im Vordergrund stehende Hammond-Orgel – übrigens großartig gespielt von Gast-Keyboarder Herbrand Larsen – ist verantwortlich für diesen Eindruck. Aber auch viele Gitarrensoli und die Rhythmusfraktion erinnern eher an die Hardrock-Legenden der vergangenen Dekaden als an aktuelle Trends. Wobei es für diese Band spricht, dass es nie zu einem bloßen Zitieren irgendwelcher musikalischer Vorbilder kommt, sondern die Musik durchweg ein hohes Maß an Eigenständigkeit aufweist.
Besondere Bedeutung kommt dabei Sänger Tochie zu, der über ein sehr originelles und markantes Organ verfügt. Dazu kommen seine fast durchgehend großartigen und ergreifenden Gesangs-Melodien. Es ist beinah müßig einzelne Songs herauszugreifen. Eigentlich jeder Song verfügt über einen erhebenden Refrain, der einen nicht mehr los lässt und zumindest bei Rezensenten dieses spezielle „Boah“-Gefühl auslösen, was im Verlauf eines Jahres nur ganz wenige Alben schaffen.
Dabei dauert es durchaus den einen oder anderen Durchlauf, bis alle Melodien zünden, dafür tritt aber auch kein schneller Abnutzungseffekt ein. Das konnte ich in den letzten Wochen per Dauerrotation eingehend überprüfen.
FAZIT: AUDREY HORNE haben mit ihrem dritten Album einen ganz heißen Kandidaten auf den Titel „Album des Jahres“ eingespielt und verfügen außerdem über das nötige Maß an Eigenständigkeit und Originalität, um das nächste „große Ding“ zu werden. Zumindest für den Fall, dass es in der Musikbranche so etwas wie Gerechtigkeit geben sollte.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2010
Espen Lien (Gastmusiker)
Thomas Tofthagen, Ice Dale
Herbrand Larsen (Gastmusiker)
Kjetil Greve
Indie Recordings
50:33
26.02.2010