Auf die DEATH ANGEL-Reunion habe ich mich seinerzeit sehr gefreut. Obwohl die Band live nach wie vor eine Macht ist, fand ich die beiden seit dem erschienen Studio-Alben eher enttäuschend. Neben einigen wirklich guten Songs gab es zu viel halbgares Material, das mit den Bandklassikern in keiner Weise mithalten konnte. Nach dem letzten Album „Killing Season“ stiegen nacheinander die beiden Gründungsmitglieder Dennis Pepa (Bass) und Andy Galeon (Drums) aus und wurden durch neue Leute ersetzt.
Scheinbar hat dieser Verlust den Todesengeln nicht geschadet, denn „Relentless Retribution“ klingt deutlich frischer und fokussierter als seine beiden Vorgänger. Das Gaspedal wird fast durchweg kräftig durchgetreten und es dominieren wieder typische DEATH-ANGEL-Thrash-Riffs. Die laschen Ausflüge in Richtung Rock und Punk sind vollständig verschwunden. Das soll nicht heißen, dass keine Abwechslung geboten wird, denn mit „Volcanic“ ist wieder eine hübsche Ballade im Stil der entsprechenden „Act III“-Beiträge am Start. Auch der Sound ist diesmal druckvoll und transparent, ohne dabei auch nur ansatzweise künstlich zu wirken. Der Hauptvorteil von „Relentless Retribution“ liegt aber im Songwriting. „Claws In So Deep“ ist er beste Song der Band seit 1990. Klasse-Riffs, ein origineller, eingängiger Ohrwurm-Refrain, ein grooviger Mittelteil und schließlich klingt der Song mit einem sehr schönen zweiminütigen Akkustik-Gitarren-Part aus. Neben der bereits erwähnten Ballade stechen noch der kurze Thrasher „Truce“, das ebenfalls sehr eingängige „Death Of the Meek“ und der abschließende Kracher „Where They Lay“ heraus. Im Gegensatz zu „Killing Season“ und vor allem „The Art Of Dying“ gibt es keinerlei Ausfälle zu verzeichnen.
FAZIT: Man könnte sagen, dass sich mit DEATH ANGEL eine weitere der 80er Thrash-Bands wieder ihrem ursprünglichen Sound zugewendet hat. Allerdings wäre der Vorwurf der bloßen Kundenorientierung hier etwas ungerecht, da es auf „Relentles Retribution“ auch genügend frische Ideen zu entdecken gibt. Für mich jedenfalls ist es das mit Abstand beste Album seit der Wiedervereinigung. Gegenüber den diesjährigen starken Alben von OVERKILL, HEATHEN und EXODUS hat das neueste DEATH ANGEL Werk allerdings knapp das Nachsehen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2010
Damien Sisson
Mark Osegueda
Rob Cavestany, Ted Aguilar,
Will Caroll
Nuclear Blast
56:40
03.09.2010