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Reviews

Dimmu Borgir: Abrahadabra

Stil: Symphonic Metal

Cover: Dimmu Borgir: Abrahadabra

Viel Wirbel wurde im Vorfeld der Veröffentlichung von DIMMU BORGIRs neuntem Studioalbum gemacht. Inzwischen dürfte wohl jeder wissen, warum das Album "Abrahadabra" heißt und dass der seltsam anmutende Albumtitel nichts mit kindlichen Zaubersprüchen zu tun hat. Ebenso dürfte niemandem entgangen sein, dass über 100 Musiker in Form des norwegischen Radio Orchesters und des Schola Cantorum Chors unter der musikalischen Leitung des Summa cum laude-Absolventen des Berklee College of Music Gaute Storaas an der Platte mitgewirkt haben. In den Interviews puderten Band und Komponist sich gegenseitig ausgiebig den Hintern angesichts der Zusammenarbeit und so war die Erwartung groß.

Es war allerdings nicht zu erwarten, dass "Abrahadabra" für die Verhältnisse von DIMMU BORGIR eine herbe Enttäuschung werden würde und dass das Album klar zu den schwächsten Releases der Norweger zu rechnen ist. Und das aus mehreren Gründen, die weder subjektiv noch objektiv zu widerlegen sind. Das fängt bei der Gitarrenarbeit an. Hier kopieren sich Silenoz und Galder weitestgehend selbst und man hat stets den Eindruck, die nicht sonderlich ausgefallenen Riffs und Soli auf früheren Album schon einmal gehört zu haben. Man kann natürlich behaupten, dass das eben der ureigene Stil ist, wenn man sich aber vor Augen führt, wie die Band sich auf jedem Album (zumindest bis "Death Cult Armageddon") entwickelt hat und stets neue Facetten in ihren Sound integriert hat, so merkt man davon auf "Abrahadabra" wenig bis nichts. Sieht man mal von den akustischen Gitarren ab, die in "Ritualist" erklingen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Gitarren im Sound viel zu unpräsent und absolut drucklos sind, was auch für das Schlagzeug gilt. Beides versinkt zwischen den orchestralen Passagen und auch die Abmischung zwischen den Metal- und den Klassikinstrumenten ist nicht gelungen. So ist der Gesamtsound extrem flach und unlebendig. Und letztlich geht deshalb auch jegliche Aggressivität verloren, so dass man inzwischen zu Recht behaupten muss, dass das alles mit Black Metal so gut wie nichts mehr zu tun hat.

Die orchestralen Passagen sind zwar durchaus gut gemacht, greifen aber viele kompositorische Elemente und Effekte auf, die man von schon von "Puritanical Euphoric Misanthropia" und "Death Cult Armaggedon" kannte. So entsteht zwar wiederum die bereits bekannte, für DIMMU BORGIR typische Atmosphäre, die man sich selbst aber gekonnt verwässert. Und zwar mit den mitunter sehr albern wirkenden Chören, die einen Song wie "Dimmu Borgir" fast schon zur Lachnummer werden lassen. Zudem vermisst man den Klargesang von ICS Vortex und das wird noch durch die indiskutablen Passagen mit klarem Gesang, die man auf dem Album zu hören bekommt, verstärkt. Mit seinem Hinauswurf hat man sich aus musikalischer Sicht keinen Gefallen getan. Mit ihm wurde bekanntermaßen auch Keyboarder Mustis gegangen, der ja nach Aussage der vebliebenen Musiker eh nur wenig Einfluss auf das Songwriting hatte. Diese Aussage wird Lügen gestraft, wenn man sich die Songs auf "Abrahadabra" mal genauer anhört. Mit erschreckend wenig Tiefgang, reichlich unstrukturiert und ideenlos präsentiert sich das Songwriting nämlich, was in absolut belanglosen Songs wie "Chess With The Abyss" und "The Demiurge Molecule" resultiert. Die vorab auf Myspace präsentierten Songs "Born Treacherous" (groovt ganz ordentlich) und die Single "Gateways" gehören da tatsächlich noch zu den besseren Tracks, auch wenn der expressive Gesangsbeitrag von Agnete Kjolsrud in letztgenanntem durchaus gewagt erscheint. Wobei man hier wenigstens noch ein bisschen Mut zum Experiment attestieren darf. Selbst die vermeintlich härteren und schnelleren Songs wie "Ritualist" und "A Jewel Traced Through Coal" kommen über ein "ganz nett, aber nix besonderes" nicht hinaus.

FAZIT: In der Gesamtbetrachtung kann "Abrahadabra" nicht überzeugen und zeigt DIMMU BORGIR auf erschreckend niedrigem kreativen Niveau. Der ausladende Orchester-Bombast mag zwar professionell klingen, kann die Mängel im Songwrititing jedoch nicht kaschieren. Hier und da gibt es zwar nette Details in den Arrangements zu bemerken, von den eigenen Großtaten ist die Band aber weit entfernt. Der mit "In Sorte Diaboli" begannene qualtitative Abstieg hat nun richtig Fahrt aufgenommen, weshalb wir es hier mit der Enttäuschung des Jahres zu tun haben.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.10.2010

Tracklist

  1. Xibir
  2. Born Treacherous
  3. Gateways
  4. Chess With The Abyss
  5. Dimmu Borgir
  6. Ritualist
  7. The Demiurge Molecule
  8. A Jewel Traced Through Coal
  9. Renewal
  10. Endings And Continuations

Besetzung

  • Gesang

    Shagrath

  • Gitarre

    Erkekjetter Silenoz, Galder

Sonstiges

  • Label

    Nuclear Blast GmbH

  • Spieldauer

    48:52

  • Erscheinungsdatum

    24.09.2010

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