Zurück

Reviews

Diorama: Cubed

Stil: Intelligent Electro/Synthpop

Cover: Diorama: Cubed

Drei viel zu lange Jahre nach dem edlen sechsten Album „A Different Life“, auf dem sich die süddeutsche Band ungewohnt druckvoll und verspielt zeigte, kommen DIORAMA endlich mit neuem Liedgut aus dem Quark. Und um es vorweg zu nehmen: Auch „Cubed“ ist wieder hundert Prozent DIORAMA, wieder ist das neue Album - wie soll man es ausdrücken? - erwartungsgemäß völlig anders als erwartet.

Es scheint, als ob Torben Wendt und seine Hintermänner die Extreme etwas weiter ausloten. Bei „Acid Trip“ gehen beispielsweise tanzbare Rhythmen, erstaunlich harte Gitarren, orientalische Sequenzen und experimentelle Parts wie selbstverständlich Hand in Hand, während die ausgekoppelte Single „Child Of Entertainment“ ein perfekter Pop-Song mit einer großen, ausladenden Gesangsmelodie ist. Etwas weiter geht „Ignite“, das mit seiner tranceartigen Atmosphäre und den roboterartigen Eine-Note-Strophen an ANGELS & AGONY oder ICON OF COIL erinnert – nur eben im DIORAMA-Gewand.

Auch in schwebenden („Gone Gone Gone“), rhythmusbetonten („Apocalypse Later“), balladesken („Lord Of The Lies“, „My Counterfeit“) und unkonventionellen („Refugee“) Momenten tauchen die Herrschaften offensichtlich um einiges tiefer in die jeweiligen Gewässer ab, wodurch all die verschiedenen Stimmungen deutlich intensiviert wurden. Ja, es gibt auf diesem über einstündigen Medium viel zu entdecken

Die unverkennbare Stimme Wendts ist auch auf diesem nunmehr siebten Longplayer wieder ein Ohrenschmaus, und mich beschleicht das Gefühl, dass der Frontmann lange nicht mehr solch emotionale und eindringliche Gesangsarbeit abgeliefert hat. Das bedeutet beileibe nicht, dass sein Gesang jemals auch nur ansatzweise schwächer gewesen wäre, doch auf „Cubed“ hat es zumindest für mich den Anschein, als ob Torben seit Ewigkeiten nicht mehr so sehr aus sich heraus gegangen ist wie dieses Mal.

FAZIT: Gerade wer nach einer trotz vieler überraschender Momente logischen Fortsetzung der 2007er Vorgängerscheibe lechzt, wird „Cubed“ in sein Herz schließen. Es ist allerdings fast schon beängstigend, dass diese 1996 gegründete Band seit ihrem Bestehen derart konsequent und konstant Selbsttreue, Weiterentwicklung und Einhaltung höchster Qualität auf solch hohem Niveau bietet. Ob dieses Juwel bald zu meinen persönlichen DIORAMA-Klassikern „A Different Life“ und „The Art Of Creating Confusing Spirits“ zählen wird, muss sich mit der Zeit noch zeigen, aber das Zeug dazu hat dieser dreizehn Songs starke Drehteller definitiv. Was das in Sachen Punktevergabe bedeutet, sollte klar sein.

Ach ja: Neben der standardmäßigen „White Edition“ des Album gibt es für ganz schnelle Zeitgenossen noch die aufwändigere „Black Edition“, die eine Bonus-CD enthält, auf welcher es noch weitere fünf neue Songs zu genießen gibt.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.04.2010

Tracklist

  1. Child Of Entertainment
  2. Acid Trip
  3. Ignite
  4. Gone Gone Gone
  5. Cubed
  6. Apocalypse Later
  7. Record Deal
  8. My Counterfeit
  9. Refugee
  10. Alpha Animal Complex
  11. Golden Boy
  12. Lord Of The Lies
  13. Stereotype

Besetzung

  • Bass

    Alexander Hess (in „My Counterfeit“)

  • Gesang

    Torben Wendt

  • Gitarre

    Sash Fiddler

  • Keys

    Torben Wendt

  • Schlagzeug

    Marquess

  • Sonstiges

    Laptop (macht den Rest)

Sonstiges

  • Label

    Accession Records

  • Spieldauer

    67:50

  • Erscheinungsdatum

    19.03.2010

© Musikreviews.de