ENEMY OF THE SUN sind im Grunde genommen die perfekte Band für non-konforme Metalheads, die Innovation und Andersartigkeit in der Szene vermissen. Denn das Hauptbetätigungsfeld von Waldemar Sorychta (ex-DESPAIR, ex-GRIP INC.) ist auch auf seinem zweiten Album "Caedium" progressiv im Sinne von etwas Neues erschaffend und dabei unvergleichlich und unverwechselbar.
Das Fundament, auf dem die Musik der Sonnenfeinde steht, ist technisch anspruchsvoller Thrash Metal, darauf baut sich ein architektonisch höchst spannendes Klanggebäude auf, das auch vor weltmusikalischen Ethno-Einflüssen nicht halt macht. Das alles andere als gewöhnliche und mitunter spektakulär anmutende Gitarrenspiel von Waldemar paart sich dabei mit Jules abwechslungsreichem Gesang, der zwischen thrashigem Gebrüll und melodischem Klargesang variiert, dynamisches Drumming sorgt für einen treibenden Unterbau. Immer wieder ereilen den unbedarften Hörer spielerische, kompositorische und die Arrangements betreffende Überraschungen. Mit verhältnismäßig kurzen Songs gelingt es auf "Caedium" darüberhinaus, die Spannung zu halten und die Aufmerksamkeit immer wieder neu anzuregen. Einziger Kritikpunkt ist der Sound der Rhythmusgitarre, der besonders im Vergleich mit dem klaren Sound der Drums zu verwaschen wirkt. Auch hätte der Bass noch stärker betont werden können.
Nach dem Introsong geht es mit "Another End Of The Rainbow" direkt in die Vollen, ein geiles Anfangsriff, das man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt und der starke Refrain überzeugen auf Anhieb. Rhythmisch vetrackter präsentiert sich "I Am One" und nach spanischer Folklore klingende Akustikgitarren, die im ganzen Song präsent sind, lassen die Frage aufkommen, wie man so einen Song wohl auf die Bühne bringen könnte. Wieder straighter und mit auffälligen Ethno-Elementen geht es auf Drachjagd ("Chasing The Dragon"), während "Castaways In The N.W.O." der wohl eingängiste Song des Albums ist und ausschließlich klaren Gesang bietet. Das abgefahrene "The Power Of Mankind" erinnert an SYSTEM OF A DOWN und gehört mit seinem ruhigen Refrain zu den auffälligsten Songs, ebenso wie das rockige "Paradigm", das mit einem Kehrvers zum Mitgrölen (!) und Hüpfen (!!) eine gelungene Abwechslung darstellt. Hektisch und noisig stellt sich "Try Out" dar, grungige Passagen sorgen hier für zwischenzeitliche Beruhigung und beinahe unmerklich geht es in das düstere, neo-thrashige "The Golden Horizon" über, das modern und manisch zu den Highlights auf "Caedium" zählt. In den Endspurt geht es mit tiefgestimmten Gitarren und verdrehtem Refrain im straighten Thrasher "Sky Shooting Stars", "Stolen Sky" ist eher unauffällig und als letzter Song vor dem Outro beginnt "Aimless" ruhig und mit Flamenco-Klängen, dreht dann aber nochmals auf.
FAZIT: Auch das zweite Album von ENEMY OF THE SUN besticht mit Eigenständigkeit und Neuartigkeit und ist Pflichtprogramm für Freunde von Metal fernab der allgegenwärtigen Standards. High quality Progressive Thrash for the open-minded.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.06.2010
Alla Fedynitch
Jules Näveri
Waldemar Sorychta
Daniel Zeman
Massacre Records
56:22
28.05.2010