ENSLAVED haben seit Anbeginn ihrer Existenz eine erstaunliche Entwicklung vollzogen, die sich in jedem Album sehr offensichtlich weiterführt und niemals in einer Sackgasse zu enden scheint. Die Band wählt mit jeder Platte neue Wege und überrascht auch diesmal. Die Zeiten, in denen man die Musik als Viking Metal bezeichnen konnte, sind lange gezählt und das, was die Norweger inzwischen fabrizieren, kann man nur noch im weitesten Sinne in diese Richtung pressen. Zugegeben, ENSLAVED haben sich Elemente dieser Zeit bewahrt und vor allem die harschen Vocals von Sänger Grutle gehören einfach unverkennbar hierher.
Bereits nach den ersten Hördurchläufen wird klar, dass „Axioma Ethica Odini“ an keines der letzten Alben nahtlos anknüpft. Die fast progressiven Platten „Ruun“ und „Vertebrae“ scheinen auf einem ganz anderen Blatt zu stehen als das neue Album: denn vom Songwriting her ist „Axioma Ethica Odini“ sehr straight und eingängig gehalten. Die Tiefe der Vorgänger wird scheinbar bewusst umgangen, um den geprügelten Old-ENSLAVED-Fan wieder zufriedenzustellen. Die Gegensätze zu den letzten Alben sind schon sehr extrem und werden wohl extrem viele neu gewonnene Fans, die gerade die Komplexität der Songs zu schätzen wussten, verwirren.
Eine weitere Veränderung ist die Verschiebung der Vocals – wurde vormals der Klargesang von Herbrand Larsen eher dezent im Hintergrund verwendet, erhält dieser auf dem aktuellen Output der Band einen immensen Stellenwert. Die cleanen Vocals übernehmen inzwischen ganze Parts und eignen sich natürlich auch hervorragend für reminiszente Refrain-Parts, die schon fast mainstreamig daherkommen.
FAZIT: ENSLAVED stagnieren auf keinem Album und sind auch diesmal für eine Überraschung gut. Ob das Gesamtergebnis bei den Fans so gut ankommt, bleibt abzuwarten, aber enttäuschen sollte „Axioma Ethica Odini“ keinen. Dafür ist die Musik einfach zu gut und zu interessant dargeboten. Als Anspieltipp sollte das mit unglaublich starkem Refrain mit hohem Wiedererkennungswert ausgestattete 'Raidho' herhalten.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.09.2010
Grutle Kjellson
Grutle Kjellson, Herbrand Larsen
Ivar Bjørnson, Arve Isda
Ivar Bjørnson. Herbrand Larsen
Cato Bekkevold
Indie Recordings
58:27
27.09.2010