Einigen Schreiberkollegen dürfte schon bei der bloßen Erwähnung eines der folgenden Genres der Kamm schwellen: Metalcore, Deathcore, Screamo, Emo, Techno und Trance. Bei ESKIMO CALLBOY bekommen sie alles im Gesamtpaket – eine bessere Folter für Rock- und Metalpuristen kann es demnach kaum geben. Obendrein gibt es noch einen blutrünstigen, überdrehten Eisbär (sieht eher aus wie ein mutierter Biber...) mit Bandlogo-Goldkettchen und viel Pink auf dem Frontcover der selbstbetitelten MCD zu beäugen, grenzdebile Texte zu bekopfschütteln und sechs bekloppt posende Musiker zu sehen. Hurra!
Die Castrop-Rauxeler mit dem leichten Sprung in der Schüssel setzen allerdings bewusst auf schlechten Geschmack, so dass alle Befürchtungen, die Band nehme sich auch nur ansatzweise ernst, unbegründet sind. Spaß soll das Billigsynthie-Beatdown-Schmierseifen-Aggro-Dance-Gewirr machen, und den haben ESKIMO CALLBOY ganz bestimmt. Sicher, Bands wie ENTER SHIKARI zelebrieren einen ähnlichen Mix deutlich besser, seriöser und natürlich auch um ein Vielfaches ernsthafter, aber es darf bezweifelt werden, dass seriöse Ansprüche auch im Sinne dieses Sextetts sind.
FAZIT: Diese viertelstündige MCD ist zumindest während der ersten Durchläufe ein unterhaltsames Stück Musik mit einer großen Portion angenehmen Schwachsinns – es stellt sich trotz aller Witzigkeit jedoch die Frage, ob der Viertracker (plus In- und Outro) nach dem zwanzigsten oder dreißigsten Wurf in den Schacht immer noch den gleichen Effekt hat - oder sich die Idee von selbst abgenutzt hat.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2010
Daniel
Sushi, Kevin
Daniel (ein anderer Daniel als der Bassist), Pascal
Kevin
Micha
Eigenproduktion
15:41
2010