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Freitod: Nebel der Erinnerungen

Stil: Depressive Black Metal

Cover: Freitod: Nebel der Erinnerungen

Dass sich hinter dem (zu) plakativen Namen Freitod eine Band verbirgt, die depressiven Black Metal spielt, überrascht nicht. Die Labelheimat dieses Duos ist zwar vor allem durch THE DEVIL'S BLOOD szeneübergreifend bekannt geworden, doch Ván Records hatten schon zuvor ein Händchen für verdammt gute, emotionale und dunkle Metalklänge. Und Freitod machen da angenehmerweise keine Ausnahme.

Das Debütalbum der beiden Protagonisten besteht hauptsächlich aus Material der beiden Demos, einer GENOCIDE-Coverversion ("Blasphemy") sowie einem neuen Track. Mit Hilfe von Produzent Gnarl (VERDUNKELN, GRAUPEL, ex-NAGELFAR) wurden die acht Songs an einem Wochenende im eigenen Proberaum aufgenommen - dafür ist der Sound sogar recht ordentlich. In der Gesamtheit zwar etwas dumpf und die Snaredrum kann eine gewisse Penetranz nicht verleugnen, aber so manche Studioproduktion klingt sicher mieser, als "Nebel der Erinnerungen". Die grau-schwarze Atmosphäre der Musik wird letztendlich auch im Sound gut einfangen.

Die Grundgeschwindigkeit der Songs ist eher im Midtempo gehalten, vereinzelte Ausbrüche in schnellere Gefilde und Doublebass-Passagen sind aber genauso vorhanden, wie ruhige Akustikelemente. Die Riffs sind gerne leicht doomig, die Melodien herrlich melancholisch. Musikalischer Wahnsinn, wie er von anderen Acts des Genres intoniert wird, kommt nicht vor. Trotzdem sind die Songs gespickt von Widerhaken, die sowohl das Interesse als auch die Aufmerksamkeit des Hörers aufrecht erhalten, die triste Stimmung bezieht sich jedenfalls nicht auf die Variablität des Songmaterials und so manche Gänsehautpassage wertet die Musik zusätzlich auf. Inhaltlich geht es mitunter schon sehr depressiv zu, eine Verherrlichung des Suizids, die man aufgrund des Bandnamens vermuten könnte, findet nicht statt.

Überraschend ist der bereits im ersten Song eingesetzte Klargesang, der im abschließenden "Abwärts" dominiert. Denn die sanften, wirklich gut gesungenen Passagen klingen gänzlich unmetallisch und erinnern viel mehr an Bands wie WOLFSHEIM, als an die im Black Metal üblichen Heldengesänge. Auch wenn die Ausarbeitung solcher Gesangsarrangements sicherlich viel mehr Arbeit ist, als das übliche Gekrächze in diesem Genre, so hoffe ich, dass dieses Element in Zukunft weiter ausgebaut wird, denn es ist in der Tat ein außergwöhnliches Alleinstellungsmerkmal.

FAZIT: Wie man es von Ván Records gewohnt ist, bekommt man auch mit Freitod finstere Qualitätsware geboten, die dunklen, geplagten Seelen ein Balsam sein dürfte. Musikalisch agieren die beiden Musiker schon überdurchschnittlich gut und die schon angedeutete Raffinesse sollte weiter ausgebaut werden.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2010

Tracklist

  1. Ein neuer Tag
  2. Hoffnungslos
  3. Ein Ende
  4. Eine endlose Niederlage
  5. Pure Manipulation
  6. Diese Narben
  7. Blasphemy
  8. Abwärts

Besetzung

  • Bass

    G. Eisenlauer

  • Gesang

    R. Seyfarth

  • Gitarre

    G. Eisenlauer

  • Schlagzeug

    R. Seyfarth

Sonstiges

  • Label

    Ván Records

  • Spieldauer

    47:36

  • Erscheinungsdatum

    12.03.2010

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