Das fünfzehnte und womöglich auch letzte Studio-Album der wohl beliebtesten Metal-Band startet zumindest anders als alle Vorgänger. Das viereinhalb Minuten währende „Satelite 15“ klingt völlig MAIDEN-untypisch, fast schon etwas Industrial-artig mit einem ungewöhnlichen Rhythmus, harten Gitarren und vergleichsweise uneingängigen Gesangslinien. Dieser wohl mehr als Intro gedachte Song schlägt dann um in das wenig spektakuläre Titelstück, welches sich zumindest beim Refrain reichlich vorhersehbar anhört und als einer der schwächeren Song auf „The Final Frontier“ abgehakt werden muss. Nicht wesentlich besser schlägt sich die erste Single „El Dorado“, die bis auf die eingängige Bridge ebenfalls wenig Begeisterung aufkommen lässt und von simpeln Riffs und Gesangslinien dominiert wird. Das erste Mal aufhorchen lässt „Mother Of Mercy“, das mit einer MAIDEN-typischen balladesken Strophe und einem schönen Refrain punkten kann. Das eher getragene „Coming Home“ klingt stark nach gleichartigen Songs der letzten drei Dickinson-Solo-Alben. Wenig originell aber unterhaltsam. Mit „The Alchemist“ werden die Fans der Prä-"Somewhere In Time"-Phase bedient. Das Tempo ist hier deutlich höher als bei allen anderen Stücken und die doppelläufigen Gitarren, Rumpel-Bass und melodischer Refrain machen richtig Spaß. Die zweite Albumhälfte, welche ausschließlich aus sehr langen Songs besteht, wird von „Isle of Avalon“ eröffnet, bei dem erstmals eines der üblichen, langgezogenen und Bass-dominierten Intros zum Einsatz kommt, bevor das eigentliche Stück beginnt. Das Intro-Thema taucht dann wenig überraschend in der zweiten Hälfte noch einmal auf, dazwischen ist reichlich Platz für mäßig songdienliche Soli. Insgesamt ein solider Beitrag, aber mit 9 Minuten entschieden zu lang. „Starblind“ fängt ähnlich an wie der Song zuvor, schwenkt dann zu einem rhythmisch vertrackten Grundriff und wird schließlich gekrönt von einem sehr epischen und wohl besten Refrain des Albums. Auch wenn Melodien dieser Art auf „Seventh Son Of The Seventh Son“ bereits in Vollendung existieren, ein wirklich guter Song. Auch „The Talismann“ verzichtet nicht auf ein ebenfalls unoriginelles Intro, entschädigt dann aber mit sehr hübschen Melodien im weiteren Verlauf. Insgesamt ein weiteres Highlight des Albums. Nächster Song, nächstes Intro. „The Man Would Be King“ fällt in die Kategorie etwas-zu-langer-solider-Midtempo-Song. Der Beginn vom abschließenden „When The Wild Wind Blows“ macht hingegen etwas mehr Sinn. Dieser äußerst melodische Song geht vom Ohrwurmfaktor und der Melodieführung stark in Richtung „Fear Of The Dark“, wenn auch die Grundtimmung deutllich positiver ist. Kann man kitschig finden, ist aber zweifellos nicht schlecht umgesetzt.
Der Sound von „The Final Frontier“ ist dem von „A Matter Of Live And Death” sehr ähnlich. Man muss also davon ausgehen, dass die Band eben keine Gitarrenwände erzeugen möchte. Dickinsons Gesangsleistung knüpft ebenfalls am Vorgänger-Album an, ist also von seinen Glanzleistungen ein ganzes Stück entfernt, was aber angesichts seines Alters nicht wirklich verwundert. Eine Großteil der Konkurrenz singt er auch so noch in Grund und Boden. Betrachtet man nur die „Reunion“-Alben seit dem Jahr 2000, würde ich „The Final Frontier“ vor „Dance Of Death“ auf Rang drei einordnen. Das Cover-Artwork finde ich übrigens eher bescheiden.
FAZIT: Wenn man es böswillig formulieren möchte, liefert „The Final Frontier“ das, was die Kundschaft hören möchte. Verschiedene Schaffensphasen der Band werden mit jeweils ähnlich klingenden Songs abgedeckt. Wirklich neue Soundfacetten gibt es keine zu bestaunen. Das ist nicht wirklich überraschend oder gar enttäuschend, denn IRON MAIDN haben ihren Zenit bereits mit „Seventh Son Of The Seventh Son“ erreicht und sind anschließend nie wieder in die Nähe dieses Qualitätslevels gekommen. Ich finde es trotzdem nicht verwerflich, wenn die MAIDEN-Fans statt der zigfach gehörten alten Hits auch Spaß an „neuen“ Songs haben und eben die von der Band auch bekommen. Das ist vielleicht keine Kunst aber immerhin sehr gut gemachte Unterhaltung.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.08.2010
Steve Harris
Bruce Dickinson
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EMI
76:34
13.08.2010