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Killing Joke: In Excelsis (EP)

Stil: Wave Rock / Industrial / Post Punk

Cover: Killing Joke: In Excelsis (EP)

Also eine Vorab-EP zu "Absolute Dissent", das eigentlich schon im Frühjahr erscheinen sollte … KILLING JOKE schenken sich zum 30. Geburtstag die Ursprungsbesetzung - teils notwendigerweise, teils als Fügung des Schicksals, wie die Musiker selbst meinen - und befinden sich weiterhin in einer Hochphase ihres Schaffens, die schon mindestens seit "Pandemonium" anhält.

Halbherzigkeit war unabhängig vom Lineup ohnehin nie Jaz Colemans Ding, aber mit "In Excelsis" stellt die Band sich deutlicher denn je in den Dienst der Vergangenheit, ohne die härteren Jungveröffentlichungen auszublenden. Das aktuelle Material sei ein wirkliches Band-Erzeugnis, und angesichts des wavigen Titelsongs und dessen Stimmigkeit darf man dies sofort glauben. "Endgame" groovt post-punkig mit typisch zynischem Text und kontrastiv dazu beschwingter, fast euphorischer Stimmung. Den dritten Pfeiler des ureigenen Sounds - das Spirituelle Moment - untermauern KILLING JOKE 2010 mit "Kali Yuga", welches die alternativen Diskos demnächst brummen lassen wird. Was ebenfalls nicht fehlen darf, sind effektiver Minimalismus und die sich daraus ergebende hypnotische Urgewalt: "Ghost of Ladbroke Grove" - ob als "Dub" oder nicht - geht unter dieser Prämisse als meisterhaft durch und hätte auch trefflich auf das zuerst sperrig lange, dann kongenial schlüssig als Gesamtwerk funktionierende "Hosannas From the Basements of Hell" gepasst".

Die vollkommene Verzweiflung und Wut der selbstbetitelten Scheibe mit Dave Grohl fehlt hier noch, doch man darf sich gewiss sein, dass die kommende Scheibe ihrem Namen alle Ehre machen wird: KILLING JOKE sind nämlich immer noch der absolute Gegenentwurf zur Bequemlichkeit - sowohl musikalisch als auch ideologisch und auf jedwedes Genre, ja alle Arten von Kunst bezogen. Coleman klingt so gallig, dass man ihn nie als einfachen Fingerzeiger entlarven könnte; vielmehr benutzt er die Griffel zum Dirigieren seines exzentrischen Orchesters und legt sie in durch globale Missstände verursachte Wunden. Gerade deshalb ist seine Gruppe heute vielleicht relevanter denn je.

FAZIT: KILLING JOKEs Bestandaufnahme zeigt mit dieser EP eine weiterhin einzigartige Band zwischen weitergedachtem New Wave, typisch englischem Dubstep und letztlich einfach kompromissloser Gitarrenmusik - eine wahrhaftige Alternative zu eigentlich allem, was irgendwann selbstgefällig wird.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.07.2010

Tracklist

  1. In Excelsis
  2. Endgame
  3. Kali Yuga
  4. Ghost of Ladbroke Grove
  5. Ghost of Ladbroke Grove Dub

Besetzung

  • Bass

    Youth

  • Gesang

    Jaz Coleman

  • Gitarre

    Geordie Walker

  • Keys

    Jaz Coleman, Reza Udhin

  • Schlagzeug

    Paul Ferguson

Sonstiges

  • Label

    Spinefarm / Soulfood

  • Spieldauer

    26:49

  • Erscheinungsdatum

    02.07.2010

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