Zurück

Reviews

Klaus Schulze: La Vie Electronique 8

Stil: Elektronische Musik

Cover: Klaus Schulze: La Vie Electronique 8

Einen knappen Monat später: „La vie Electronique 8“ erscheint. Und dockt fast nahtlos an Nummer 7 an. Umrissen werden die Jahre 1979-83, also jene Zeit , in der SCHULZE sich der digitalen Sounderzeugung annahm. Die dritte CD zeugt davon, mit scharfen, aber immer melodiösen Klängen. So eine Art eigenständiger Prä-Techno. Dabei entgeht KLAUS SCHULZE jener Gefahr, der TANGERINE DREAM irgendwann erlag; durch die Hinzunahme weiterer Instrumente und die Besinnung auf kürzere, rockigere Strukturen irgendwo im Niemandsland des instrumentalen Muzak zu landen.

Doch zuvor baden wir wieder in warmen Klängen, die zwar nicht zerfließen, sondern mit jenen Rhythmen aufwarten, die sich auch auf dem Vorgänger, sowie den regulären Alben „Picture Music“, „X“ und „Dune“ finden ließen („Dans Un Jardin“). Partiell („Faster Than Lightning“) steigt auch Arthur Brown mit seinen nahezu (scha)manischen Gesangseinlagen ein und begleitet Schulze während dessen Live-Auftritten im Herbst 1979 in Brüssel.

Von anderer Art ist die „Hitchcock Suite“. Hier lässt SCHULZE seinem Faible für düstere Soundtracks freien Lauf. Vor allem der Beginn von „Tippi Hedren“ steht im Zeichen des Yamaha CS 80, den KLAUS SCHULZE in den Folgejahren häufig und gern zur Erzeugung einer für ihn typischen Grundstimmung benutzte. Gut zu hören auch auf dem „Trancefer“-Album, z.B. als Soloinstrument während „A Few Minutes After Trancefer“.

Interessant dürfte noch sein, dass Kurzzeit-TANGERINE DREAM-Mitglied Steve Joliffe auf den Shortracks „I Rememeber Rahsaan“ und „A Quick One“ an Flöte und Saxophon zu hören ist.
Nach der – für SCHULZEs Verhältnisse – wilden Minmoog-Orgie „The Martial Law“, folgt noch die „Zugabe Timbales“, die genau das ist und hauptsächlich als Work In Progress von Interesse ist. Stellt das Stück doch den rhythmischen Hintergrund dar, vor dem KLAUS SCHULZE und MANUEL GÖTTSCHING sich auf der Bühne 'austobten'.

Abgerundet wird das Set noch durch zwei kurze, wie üblich charmante Interviews auf Englisch.

FAZIT: Beeindruckend, dass auch „La vie Electronique 8“ den Spannungsbogen erneut hoch hält. Ob Live-Aufnahmen oder Studio-Sessions, die es nicht auf reguläre Werke schafften; hier gibt es keine überflüssige Resteverwertung. Klanglich ist das ordentlich bis beeindruckend aufbereitet – vor allem wenn man bedenkt, dass die Aufnahmen der 79er Tournee mit einem schlichten Kassettenrekorder entstanden.

„La Vie Electronique 8“ markiert Schulzes Übergang von der Benutzung analogen zu digitalem Equipments. So spannend, ja mitreißend die heftigeren Stücke der letzten CD sind, so ist SCHULZE glücklicherweise nie komplett zur rein digitalen Musikproduktion desertiert. Ihn beim Betreten dieser Welt zu begleiten, ist allerdings – wieder mal – von hohem Reiz.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2010

Tracklist

  1. CD 1:
  2. Dans Un Jardin - Une fleur tubéreuse
  3. Dans Un Jardin - La fleur personnelle
  4. Dans Un Jardin - Le bouquet
  5. .Dans Un Jardin - Alouette de souvenir
  6. Dans Un Jardin - Et'oisseau-lyre joue
  7. Faster Than Lightning - Dark Sounds
  8. Faster Than Lightning - Moody Time
  9. Faster Than Lightning - Dancing as the Planets Go By
  10. Faster Than Lightning - Empty Of Wanting
  11. Phonetisches Plakat
  12. CD 2:
  13. Hitchcock Suite - Tippi Hedren
  14. Hitchcock Suite - Janet Leigh
  15. Hitchcock Suite - Karen Black
  16. Hitchcock Suite - Barbara Harris
  17. L' Affaire Tournesol - Ces Petites Bande
  18. L' Affaire Tournesol - Petite Plante Des
  19. Bona Fide
  20. Interview 1980
  21. CD 3:
  22. Keep Up With TheTimes
  23. I Remember Rahsaan
  24. A Quick One
  25. Count Me In
  26. The Martial Law - Beginning
  27. The Martial Law - Intro
  28. The Martial Law - Middle Part 1
  29. The Martial Law - Middle Part 2
  30. The Martial Law - End
  31. Zugabe Timbales
  32. Interview 1982

Besetzung

  • Gesang

    Arthur Brown

  • Keys

    Klaus Schulze

  • Schlagzeug

    Klaus Schulze

  • Sonstiges

    Steve Joliffe (Sax., Flute)

Sonstiges

  • Label

    MIG Music

  • Spieldauer

    CD1: 77:04 / CD2: 79:42 / CD3: 79:42

  • Erscheinungsdatum

    27.08.2010

© Musikreviews.de