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Korea: The Delirium Suite

Stil: Alternative Rock

Cover: Korea: The Delirium Suite

Ein bisschen cheesy klingt es heute, das Debüt "For The Present Purpose". Die Schweden von KOREA spielten damals melancholischen Alternative Rock mit hauchdezenten Elektronika- und Gothic-Anleihen und unleugbaren Anlehnungen an KATATONIA. Gefällig war's, etwas fehlte der Druck und besondere, eigenständige Momente. Nur Michael Ehrnstens leicht ölige Stimme sorgte für Wiedererkennungswert.

Was hat sich in den letzten Jahren geändert? Allenfalls der Feinschliff, muss man da ohne große Überraschung konstatieren. "For The Present Purpose" versprach schließlich seinerzeit schon nicht gerade stilistische Flexibilität für die Zukunft. Zwei Jahre später bestätigt "The Delirium Suite" die damaligen Vermutungen, allerdings erweist sich das neue Album in Sachen Präsentation als deutliche Verbesserung in allen Belangen.

Das schließt eine bessere Produktion mit ein, verfeinerte Songgerüste und etwas mehr Druck auf Gitarrenseite. Immer noch fehlen die griffigen Heavy-Akzente, die beispielsweise GHOST BRIGADEs "Isolation Songs" das gewisse Etwas verliehen haben, aber wenigstens die Rhythmusfraktion sägt ein wenig mehr Struktur in die Albumskulptur.

Ehrnstens Gesang ist indes immer noch Geschmackssache; einerseits streckenweise sehr angenehm, andererseits dank der Schlenker ins Nasale mit einer merkwürdigen B-Note ausgestattet, so dass trotz der hochprofessionellen Instrumentierung immer noch ein Hauch Amateurfeeling im Bandsound mittransportiert wird, was so unsympathisch aber gar nicht ist.

Zum Ende hin verlieren die Stücke ein wenig ihre Form. Die Riffs verlieren minimal an Qualität und ein paar Experimente schleichen sich ein wie füllende Ballaststoffe. Die ohnehin im Hintergrund durchweg angedeuteten Elektronika werden schließlich auf "Prozac Gen." manifest – pumpende Schlagzeugarbeit, abgeschnittene Gitarrenriffs und eine Computerstimme erinnern plötzlich an die aktuellen PURE REASON REVOLUTION. Das jederzeit präsente Alternative-Rock-Gerüst wird dennoch zu keiner Zeit aufgebrochen oder gar umgeworfen.

FAZIT: "The Delirium Suite" macht das Debüt von 2008 im Grunde überflüssig. Es klingt schöner, ist ausgetüftelter und dichter, kurz: es deckt gnadenlos alle alten Schwächen auf. Das ist leider nicht nur positiv zu bewerten: Ein richtig gutes Album lässt seinen Vorgänger nicht zwangsläufig alt aussehen, sondern emanzipiert sich weit genug von ihm, um nicht mehr mit ihm konkurrieren zu müssen. KOREA bedienen aber heute immer noch das gleiche Motiv wie vor zwei Jahren, nur dass sie es mit bunteren und kräftigeren Farben ausmalen. So deuten sich perfektionistische Tendenzen ab, die für das nächste Mal ein Hochglanzalbum erwarten lassen – nur, dass unter der Oberfläche wohl immer noch "For The Present Purpose" lauern wird.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.11.2010

Tracklist

  1. Cataclysm
  2. The Absentee
  3. From the ashes...
  4. Street Spirit (Fade Out)
  5. Take the Blame
  6. Enemies
  7. Logical Fallacies
  8. Cave Dweller
  9. Bloodline
  10. Prozac Gen.
  11. Carpet-Slipper
  12. Exit

Besetzung

  • Bass

    Robert Bunke

  • Gesang

    Michael Ehrnsten

  • Gitarre

    Mats Karpestam

  • Schlagzeug

    Dennis Ehrnsten

Sonstiges

  • Label

    ViciSolum Productions

  • Spieldauer

    47:01

  • Erscheinungsdatum

    12.11.2010

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