Es ist ja immer wieder erstaunlich, dass einem auch nach über zwei Jahrzehnten des Metalhörens gelegentlich Bands ins Auge stechen, die bereits seit Ewigkeiten existieren. Dies ist auch bei KORZUS der Fall. 1983 in Sao Paulo gegründet, legen die Brasilianer mit „Discipline Of Hate“ ihr mittlerweile fünftes Album vor – und wer hat trotz starker Undergroundaffinität noch nie etwas von KORZUS gehört? Na klar, ich natürlich.
Die fünf Schergen haben vor allem am US-Thrash á la FORBIDDEN, SLAYER und aggressiven TESTAMENT, aber auch an GRIP INC. einen Narren gefressen, und an europäische Bands wie INVOCATOR und ROSICRUCIAN erinnert ebenfalls vieles. Gelegentlich holen die Herrschaften auch mal ihre Landsmänner SEPULTURA zu deren besten Zeiten aus dem Repertoire - „Arise“ und „Beneath The Remains“ lassen grüßen. Zusammen mit den melodisch-brülligen Vocals, die grob gesagt irgendwo zwischen Tom Araya und FORBIDDENs Russ Anderson liegen, ergibt das zwölf erstklassige Kost für Thrash-Gourmets. Auch die Produktion ist schön knackig ausgefallen – modern und oldschool zugleich, wobei man lediglich die extrem getriggerte Bassdrum ein wenig weiter in den Hintergrund hätte mischen können.
KORZUS' Treiben hat also nicht gerade viel mit Eigenständigkeit oder musikalischer Neuentwicklung zu tun, doch die Jungs sind weit weg von stumpfer Quasi-Coverei. Viel mehr demonstrieren die Südamerikaner ihre Liebe zu flinkem, riffballernden Thrash. Der Spaß, den KORZUS dabei haben, steckt an, und selbst meinereiner, den nach über 20 Jahren nicht mehr viel aus gängigen Metalgenres aus den Socken haut, sitzt gerade da wie ein übergeschnappter Wackeldackel.
FAZIT: Hier demonstriert eine Alte-Säcke-Thrashband einem Großteil der anderen jahrzehntelangen Größen, wie Thrash funktioniert. Hoffen wir mal, dass es irgend jemand merkt...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2010
Dick Siebert
Marcello Pompeu
Antonio Araújo, Heros Trench
Rodrigo Oliveira
AFM Records
41:29
11.06.2010