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Luxuslärm: So laut ich kann

Stil: Rock

Cover: Luxuslärm: So laut ich kann

Das sauerländische Städtchen Iserlohn hat neben dem DEL-Eishockeyclub Roosters und der Privatbrauerei Iserlohn seit einiger Zeit eine dritte Attraktion zu bieten: <i>LUXUSLÄRM</i>. Aus der Coverband BLUE CINNAMON hervor gegangen, ist die Band um Frontfrau Janine Meyer einer der erfolgreichsten Newcomer im deutschsprachigen Rock. Diverse Wettbewerbe und Preise wurden gewonnen, darunter die 1Live-Krone als bester Newcomer und im Jugend- und Lokalradio liefen die Singles "1000 km bis zum Meer" und "Unsterblich" in Dauerrotation. Nun soll mit dem zweiten Album "So laut ich kann" die Erfolgsstory weitergeschrieben werden.

Das Rezept von <i>LUXUSLÄRM</i> ist nicht neu, denn in deutsch von einer Sängerin vorgetragene Rockmusik ist in unserem Land seit ein paar Jahren enorm erfolgreich. Was natürlich zur Folge hatte, dass die Iserlohner in die JULI/SILBERMOND/WIR SIND HELDEN-Schublade gesteckt wurden. Das ist allerdings nur teilweise gerechtfertigt. Auf den ersten Blick sind musikalische Ähnlichkeiten natürlich vorhanden, doch bereits auf dem Debütalbum konnten <i>LUXUSLÄRM</i> eigene Akzente setzen und überzeugten mit Natürlichkeit und Bodenhaftung. Und mit dem neuen Album "So laut ich kann" gelingt es der Band nun auch ganz, sich von den Vergleichsacts komplett zu emanzipieren und sich in eigene stilistische Gewässer freizuschwimmen.

So überrascht der Opener "Sag es wie es ist", der auch als Single ausgekoppelt wurde, mit ungewohnt swingendem Rhythmus und man fühlt sich, wie auch beim ähnlich konzipierten "Nichts ist zu spät", leicht an die BEATSTEAKS erinnert. Allgemein haben <i>LUXUSLÄRM</i> dem Albumtitel entsprechend härtemäßig eine Schippe draufgelegt, so knallen Uptempo-Rocker wie "Wirf den 1. Stein" oder das dramatische "Du weisst nicht wie das ist" schon ganz ordentlich. Beim Text des Letztgenannten dürfte sich so mancher wiederfinden. Und wo wir gerade dabei sind: die ehrlichen, unverkopften Texte sind definitiv eine Stärke der Band und kommen direkt aus dem Leben. Das erinnert gerne mal an die Kölschrocker BRINGS bevor diese der Verlockung des Geldes nicht mehr widerstehen konnten und zu einer Karnevals-Klamauk-Truppe verkamen. Inhaltlich wird größtenteils Zwischenmenschliches geboten und das in allen Facetten: Mitgefühl und Ignoranz, Egotrips und Freundschaften, Liebe und Lieblosigkeit, Ehrlichkeit und Lüge, Mut und Hoffnungslosigkeit. Enorm kompetent vorgetragen von einer eingespielten Band und einer Sängerin, die mit ihrer ausdrucksstarken Stimme von zärtlich bis wütend jedes Gefühl überzeugend darbieten kann.

Die nächste Single, da gehe ich jede Wette ein, wird wohl "Jemand anders sein" heißen, ein Song, bei dem Laith Al-Deen mitwirkt - was dann leider ein bisschen an ICH & ICH erinnert. Bei einer Nummer singt übrigens auch Anne de Wolff von ROSENSTOLZ mit, allerdings habe ich nicht herausgehört, bei welcher das ist. Ebenfalls nicht gerade zu den Highlights zählt "Regen", welches musikalisch und inhaltlich viel zu sehr an "It Must Have Been Love" von ROXETTE erinnert. Dann doch lieber die intensive Ballade "Feuer", den schönen Liebeskummer-Rocker "Vergessen zu vergessen" oder das aufbauende, an THE CRANBERRIES erinnernde "Leb' Deine Träume". Dass "So laut ich kann" mit einer perfekten Produktion daher kommt, ist selbstverständlich.

FAZIT: Mit ihrem zweiten Album machen <i>LUXUSLÄRM</i> einen Schritt nach vorne und beweisen noch mehr Eigenständigkeit als zuvor. Als Vergleich taugen NO DOUBT jedenfalls inzwischen viel mehr, als JULI. "So laut ich kann" ist guter, handgemachter Rock, der mainstreamig genug ist, um im Radio gespielt zu werden, von seelenloser Massenproduktion aber meilenweit entfernt ist.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.01.2010

Tracklist

  1. Sag' es wie es ist
  2. Sie sieht es nicht
  3. Nichts ist zu spät
  4. Feuer
  5. Jemand anders sein
  6. Du weisst nicht wie das ist
  7. Komm' ins Licht
  8. Vergessen zu vergessen
  9. Regen
  10. Leb' deine Träume
  11. Schrei so laut ich kann
  12. Etwas bleibt
  13. Wirf den 1. Stein
  14. Letzter Tag

Besetzung

  • Bass

    Eugen Urlacher

  • Gesang

    Janine "Jini" Meyer

  • Gitarre

    Henrik Oberbossel

  • Keys

    David Rempel

  • Schlagzeug

    Jan Zimmer

Sonstiges

  • Label

    Die Opposition

  • Spieldauer

    51:40

  • Erscheinungsdatum

    29.01.2010

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