MELECHESH sind schon länger eine vornehme Adresse, wenn es um technisch anspruchsvolle Black- und Thrash-Metal-Gewitter geht, die nicht nur ABSU-Jünger steil gehen lassen, sondern auch Verehrer exotischer Extremkost jedweder Ausprägung. Vier Jahre durfte „The Epigenesis“ in Frontmann Ashmedis Hirnlappen gären, bis dem „Emissaries“-Nachfolger in den Istanbuler „Babajim Studios“ zu seiner schweren Geburt verholfen wurde. Ob die Suche nach einem neuen Bassisten die Entstehung des Albums verzögert hat, sei mal dahingestellt, doch hat sich die lange Wartezeit definitiv gelohnt: „The Epigenesis“ hat – zumindest streckenweise – regelrecht mitreißende Extrem-Metal-Momente zu bieten, die den perfekten Spagat hinlegen zwischen Eingängigkeit und verschachteltem Brutal-Geholze.
Wo NILE seine exotischen Einflüsse in ultra-technisches Geböller verpackt und ORPHANED LAND das Episch-Progressive zelebriert, gehen MELECHESH einen Mittelweg. Die Band zeigt zwar deutlich, wo der Spieltechnik-Hammer hängt, doch wird auf diese Weise kein unterkühltes Extrem-Gefrickel geboten. Ein wuchtiger Groove zieht sich durch die Kompositionen, der aufgrund von rhythmischen Unüblichkeiten stets interessant und abwechslungsreich daher kommt. Orientalische Skalen weben für westliche Ohren ungewöhnliche Melodie-Teppiche, während Ashmedi übelst angepisst seine Texte über die verschachtelte Melodieführung krächzt.
Die stärksten folkloristischen Orgien feiern MELECHESH dann, wenn es rein instrumental zugeht. Der Stecker wird dann gezogen und ein hauptsächlich akustisches Soundbild entführt den Hörer tief in den Orient. An dieser Stelle wurde vielleicht noch etwas Potential verspielt: Wenn die Metal-Keule geschwungen wird, spiegeln sich die arabischen Wurzeln der Musik hauptsächlich in Rhythmus und Gitarrenmelodien wider. Vielleicht hätte dem Sound eine weitere Facette hinzugefügt werden können, wenn E-Gitarren und akustische Instrumente eine engere Bindung eingegangen wären. Aber andererseits: Auf diese Weise verhindert die Band, in die Sympho-Metal-Ecke abzurutschen: MELECHESH sind immer noch eine räudige Black/Thrash-Band, die mit brutalen Riffs und Blast-Beats Knochen brechen kann.
FAZIT: Mit wenig Leerlauf bietet „The Epigenesis“ anspruchsvolle Extrem-Metal-Kost mit Feingefühl in der linken und dem Schlachtbeil in der rechten Hand. Als Anspieltipp sei hier das grandiose „Grand Gathas Of Baal Sin“ genannt, das mit feurig flirrender Rhythmik und detailverliebten Gitarrenmelodien nicht nur das Hirn befüttert, sondern auch richtig fies was vor den Latz haut.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2010
Rahm
Ashmedi
Ashmedi, Moloch
Xul
Nuclear Blast GmbH
71:24
01.10.2010