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Mergel Kratzer: Isotop

Stil: EBM

Cover: Mergel Kratzer: Isotop

Ja ja, MERGEL KRATZER sind ja mal so richtige Schlitzohren, nech? Revitalisieren wollen sie die schwächelnde EBM-Szene, und da hat sich Joel Nygren, Mastermind der schwedischen Formation, doch glatt mal mit ein paar heißen Zuckerschneckchen eingedeckt, die live – ich zitiere – für Schlüsselreize sorgen sollen. Aha. Da soll also eine Unterversorgung des Gehirns hervorgerufen werden, somit die akustische Aufnahmefähigkeit eingeschränkt werden, weil das Blut seine Reise in genitale Regionen antritt. Wäre man böse, könnte man nun behaupten: Schönes Ablenkmanöver, um mangelnde musikalische Qualität zu übertünchen.

Doch so übel wie angenommen ist die, ähem, pulsierende Electronic Body Music aber dann doch nicht. Es werden eben nur wie so oft ein paar zu große Töne im Promo-Schrieb gespuckt, die die Erwartungen natürlich in ungeahnte Höhen steigen lassen. „Isotop“ verbindet die EBM der 80er und 90er mit den eher technoiden Sounds des letzten Jahrzehnts, wobei MERGEL KRATZER in der Tat Stoff in petto haben, welcher über dem qualitativen Szeneschnitt liegt. Die beiden Damen Angelica und Thistel assistieren dem ins Mikro keifenden Herrn Nygren mit Gesängen und fordernden Shouts und bringen so ein wenig Leben in das von Männern dominierte Genre.

Dass das wiederaufgelegte, um eine zweite, retrospektive CD aufgestockte Debütalbum der 2004 gegründeten Band jedoch nicht ganz so sehr knallen will, liegt weniger an der Technik oder am Sound, und auch das Image der Formation ist nicht der Störfaktor. Eher sind es die Songs selbst. Zu wenig Abwechslung und zu viel Gewöhnliches findet hier statt, und gerade die technoiden Elemente in der elektronischen Körpermusik werden doch schon seit rund anderthalb Jahrzehnten in den früheren, trockeneren Sound dieses Genres integriert – und zwar origineller und meistens auch besser. Revitalisierung geht anders.

FAZIT: Genrekomplettisten dürften das Teil schon in den Regalen stehen haben, aber ob „Isotop“ etwas für die Spezies elektroaffiner Fans ist, die eher das Besondere sucht, sei mal dahingestellt. Demnach kann man sagen: Guter Snack für Zwischendurch, doch nichts, was auf Dauer sättigen und auf dem täglichen Speiseplan landen wird.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2010

Tracklist

  1. <b>CD1:</b>
  2. Iso
  3. Get A Taste
  4. Prisoner
  5. Serve The World
  6. Fuglesang
  7. Satisfy
  8. Xina
  9. Abducted
  10. Iso (Syndrome X/209 Mix)
  11. <b>CD2:</b>
  12. Virus
  13. Satisfy (Rub My Ducky Remix)
  14. Deathgame
  15. Iso (Minimale Mix by MK)
  16. My Freezer
  17. The Phuckomat
  18. Iso (Project Rotten Remix)
  19. Sniper
  20. Virus (Kadaver Mix)

Besetzung

  • Gesang

    Joel Nygren, Thistel, Angelica Klüft

  • Keys

    Julia Meller

  • Schlagzeug

    Angelica Klüft

  • Sonstiges

    Isotop (Gas mask kitten)

Sonstiges

  • Label

    Trisol Music Group

  • Spieldauer

    88:58

  • Erscheinungsdatum

    26.02.2010

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