Endlich ein Live-Album (entstanden während der Deutschlandtour 2008) des allgemein unterschätzten schottischen Gitarristen und –was viele nicht wissen– „Woodstock“-Veterans (stand seinerzeit mit der KEEF HARTLEY BAND auf der Bühne) Miller Anderson.
Anderson & Co. legen sich schon mit dem Opener richtig ins Zeug: Der „City Blues“ dokumentiert eindeutig, dass Miller nichts von seinen Fingerfertigkeiten verlernt hat. Losrocken kann er, und sich –wo’s drauf ankommt– zurücknehmen auch – wie z. B. in der feinen Adaption von Ry COODERs „Across The Borderline“. Gleichwohl stammt mehr als die Hälfte der Stücke aus eigener Feder, und dass Miller berührende Bluesballaden und fetzige Rocksongs schreiben kann, sollte sich doch langsam mal herumsprechen. Mancher Song hat gar –wie z. B. „By The Light“– echte Ohrwurmqualitäten.
Das Album bietet einen klug ausgewählten Querschnitt durch das Repertoire aus Bandzeiten mit der KEEF HARTLEY BAND (gleich drei Stücke, „Sinnin’ For You“, „Just To Cry“ und „Leavin’ Trunk“, sind eine Reminiszenz an den damals leider „suboptimalen“ Auftritt beim Woodstock-Festival) und SAVOY BROWN („Boogie Brothers“ und „Everybody Loves A Drinking Man“) sowie den verschiedenen Solophasen.
Dass Miller Anderson bis heute ein glühender Verehrer von JIMI HENDRIX ist, unterstreicht eben auch seine Version des Sleepy-John-Estes-Klassikers „Leavin’ Trunk“ mit gepfefferten, bisweilen Wah-Wah-gestützten Gitarrensoli. Als zweiter Bonustrack hätte sicher auch „Hey Joe“, das Miller während besagter Tour bisweilen mit in die Setlist nahm, gut gepasst – schade, ist nicht mit drauf. Weitere Cover-Perlen sind sicher seine Bearbeitungen des Traditionals „House Of The Rising Sun“ oder des gleichfalls oft abgenudelten Standards „Don’t Let Me Be Misunderstood“, denen Miller tatsächlich neues Leben einhauchen kann. „As The Crow Flies”, ein Bluessong von TONY JOE WHITE, hat er ganz spartanisch instrumentiert für Akustikgitarre und Mundharmonika. Reduktion auf das Wesentliche verleiht diesem an sich spröden Song die nötige Tiefe. Neben den eher melancholischen, nachdenklichen Lyrics gibt’s aber auch hin und wieder was zum Schmunzeln, z. B. in der Hommage an seinen Geburtsort Houston, den er –ganz Schotte- als „Husten“ ausspricht. Neben seiner exzellenten (Slide-) Gitarrenarbeit sollte man nicht unterschlagen, dass Miller auch eine geile Stimme hat!
Seine Backing Band passt sich übrigens bestens dem Frontmann an; keiner der Begleitmusiker versucht sich in den Vordergrund zu spielen, gleichwohl dürfen alle mal ihre individuellen Fähigkeiten zum Besten geben.
FAZIT: "From Lizard Rock!" ist wirklich ein rundum gelungenes, stilistisch abwechslungsreiches Live-Dokument, mit dem netten Schmankerl „Memories Of Woodstock“, wobei Miller Anderson eine witzige Anekdote erzählt. Nebenbei: Die Zeichnungen zum geschmackvoll gestalteten DigiPack stammen vom Meister „himself“!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.01.2010
Kris Gray
Miller Anderson
Miller Anderson
Frank Tischer
Klaus Schenk
Miller Anderson (Harp)
Out Of Time
CD 1: 58:51 CD 2: 58:15
30.09.2009