Für die belgische Formation MINDGAMES ist „MMX“ das dritte Studioalbum innerhalb von dreizehn Jahren Bandgeschichte. Schon von Anfang an hingen sie am traditionellen Neo-Prog, was sich mit „MMX“ (in arabischen Ziffern „2010“) nicht geändert hat.
Die Schnittmenge aus IQ, ARENA der 90er und PALLAS wird dabei nicht überschritten, man affektiert höchstens mit AOR-Versatzstücken. Der Tellerrand überbordenden Neoprogs bleibt auch bei MINDGAMES erschreckend schmal. Bedient werden bekannte Klischees: gemächliches Tempo, die Schmerzgrenze schrammende Keyboardwände, ausgedehnte Gitarrensoli und lange Kompositionen, die mit wenig Breaks auskommen und das wunde Proggerohr mit Wattebäuschchen auspolstern. Die Melodien erklimmen zwar auch regelmäßig den akustischen Mount Everest, wenn wichtigtuerisch Bombast inszeniert wird, bleiben aber ansonsten wenig mitreißend. Bart Schrams Stimme klingt, wie bei vielen Sängern der Richtung, gepresst und unangenehm nasal, das nötige Charisma ist leider nicht vorhanden.
MINDGAMES ziehen ihre Sache trotzdem professionell durch und bemühen sich um Lockerheit und Spielfreude in den Songs. Das funktioniert sogar, wie es „Glory Of Night“ und „Outside The Gloom“ zeigen. Die Band wirkt in genannten Augenblicken tatsächlich spontan und wenig konstruiert. Der Instrumentalteil von „Travels“ greift hingegen alles auf, was den Prog zu einer schleimigen Angelegenheit macht – käsige Keyboards, brummender Bass, kaum Spannung. Dazu kommt der schreckliche Drumsound, der den Großteil von „MMX“ auf Dauer unhörbar macht. Snares und Becken sind nicht nur dünn produziert, sondern scheppern wie alte Plastik- oder Blechteile, die man am Schrottplatz von nebenan aufgesammelt hat. Positiv fällt Rudy Van der Vekens Gitarrenspiel auf, das mit etwas Energie und Flexibilität im starren Songgerüst herausragende Momente setzt und somit das Schlimmste verhindert.
„The Source“ legt dabei als relativ kurzer Einstieg die Merkmale von „MMX“ fest und trennt in den ersten Minuten schon die Spreu vom Weizen. Gitarren - hui, Drums und Keyboards - pfui.
Dankenswerter Weise liegt mit „Glory Of Night“ der erste Lichtblick vor, in dem sich Schrams Akzentuierung besser anpasst und ein paar hübsche Breaks für kleine Aha-Momente sorgen. Schade, dass nach acht Minuten schon wieder Schluss ist und mit „In My Humble Opinion...“ eine astreine Bombastballade folgt. Das angesprochene „Travels“ ist für seine zehn Minuten zu viel heiße Luft um Nichts. Die Daumen bewegen sich dafür bei „Outside The Gloom“ wieder nach oben, was dem narrativen Peter Gabriel-Gesang und dem lässigen Rockvibe zu verdanken ist. „Destination Sky“ fügt sich den aufgesetzten ASIA-Sounds und erschreckt mit einem quietschigen Keyboardsolo. Über das abschließende „Pendulum“ kann man sich hingegen streiten. Der kitschige Sprechgesang stört mich persönlich nicht, der viertelstündige Track endet im lang gezogenen Gitarrengezwurbel nur nicht so befriedigend wie anfangs erhofft. Kompositorisch hätte man zumindest auf „Pendulum“ das altbewährte Epos mit größeren Ambitionen auspacken dürfen.
FAZIT: Nicht nur die harmlosen Songs, sondern auch der furchtbare Sound und das dünne Stimmchen Bart Schrams versenken MINDGAMES’ inzwischen drittes Album „MMX“ in den unteren Punktebereich. Es gibt Höhepunkte, diese kondensiert machen aber höchstens fünfzehn Minuten der gesamten Spielzeit aus. Der Rest bleibt Schatten, und der wird sich auch mit Schönhören nicht lichten lassen. Das Gesamtpaket wird Kuschelproggern gut reingehen, die anderen reißt es sicher nicht vom Hocker. Ich tendiere zu: Finger weg...
Erhältlich über www.justforkicks.de
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.02.2010
Maximilian von Wüllerstorff
Bart Schram
Rudy Vander Veken
Tom Truyers
Benny Petak
Eigenproduktion / Just For Kicks
57:35
05.02.2010