Zwei Jahre nach "Constant Hate" feuert POSTMORTEM, die Hausband der Berliner Kultkneipe Brutz & Brakel, mit "Seeds Of Devastation" ihr nächstes Geschoss ab. Und das ist genau das richtige für Leute, die morgens nach dem Aufstehen den Kopf zum Wachwerden fünf mal vor eine Betonwand hauen und sich gerne mal mit dem Vorschlaghammer massieren lassen. Oder auf gut deutsch: hier gibt es ordentlich in die Fresse.
Das fängt schon bei der Produktion des Albums an. "Seeds Of Devastation" ist nämlich mit einem mörderisch fetten Sound versehen worden, der allerdings schon fast zu mächtig ist und leichte Kopfschmerzen verursacht. Nichts gegen eine ordentliche Produktion, aber auch hier ist manchmal weniger mehr, denn wenn die spielerischen Details im Gedonner untergehen, ist das nicht unbedingt von Vorteil. Stilistisch gesehen wartet die Platte mit einer Death Metal-Produktion auf und auch der Gesang ist weitestgehend todesbleihaltig. Demgegenüber steht ein eher thrashiger Groove und auch das Songwriting ist eher dem Thrash Metal zuzuordnen. Womit wir beim nächsten Problem wären, denn das, was POSTMORTEM abliefern, ist nicht Fisch, nicht Fleisch. So fehlt den Riffs die thrashige Präzision, für Death Metal klingt die Gitarrenarbeit aber immer noch zu sauber.
Das setzt sich im Songwriting fort, denn die thrashigen Songs klingen zu sehr nach Death Metal, während die todesmetallischen Songs noch nicht genug nach Verwesung stinken. Man vermisst die klare Linie in der Musik und hat den Eindruck, dass die Band sich nicht richtig entscheiden kann, ob sie lieber Thrash oder Death Metal spielen will. Im Grunde beherrschen POSTMORTEM beides, nur ist das auf "Seeds Of Devastation" ein bisschen zu viel von allem. Man mag mir hier vielleicht ein wenig Engstirnigkeit vorwerfen und in der Tat sollten Metalheads, denen wichtiger ist, dass es knallt, mächtig viel Freude an dem Album haben. Allen voran an Songs wie dem eingängig-rüpeligen "Give Us Hate", dem mit einprägsamen Refrain versehenen "Drop Another Body" oder dem flotten Knüppel "Chopped, Shredded And Grind To Meatballs". Für Abwechslung sorgen die moderne FEAR FACTORY-Melodie in "Dark New World" sowie das mit Klavier beginnende und getragen bleibende "Nocturnal Prayer", bei dem aber der zu fette Sound wiederum die Stimmung beeinträchtigt.
FAZIT: Härte ist nicht alles und im Falle von "Seeds Of Devastation" ist das hohe Maß an soundtechnischer Brutalität nicht unbedingt von Vorteil. Ob man das Wechselspiel aus Death und Thrash Metal als Nachteil empfindet, ist rein subjektiv, mir persönlich macht Black Thrash jedenfalls mehr Spaß, als der vorliegende Death Thrash.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.12.2010
Tilo Voigtländer
Matthias Rütz
Marcus Marth
Max Scheffler
War Anthem Records
46:00
12.11.2010