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Powder Mill: Money, Marbles and Chalk

Stil: Southern Rock / Country

Cover: Powder Mill: Money, Marbles and Chalk

Was sich zu Beginn noch nach Allerwelts-Countryrock anhört, gewinnt von Song zu Song mehr Schneid. POWDER MILL sind Hillbillies durch und durch, wie sie selbst sagen, halten ihre Nacken jedoch bedeckt genug, um keinen zu argen Sonnenbrand zu bekommen.

Die Slidegitarre gehört vom ersten Stück an ebenso wie der lebhaft gespielte Bass zum Aufgebot. Hammock besitzt dazu eine warme Stimme sowie Talent für eingängige Melodien, was "Another Mile" und "Billy the Baptist" zur Allgemeinverträglichkeit verhilft - doch Obacht: die Texte haben POWDER MILL nicht ohne Brechung mit einigen Konventionen ersonnen. "Righteous Wrath" und "Bed of Roses" erhielten nicht umsonst ein Sternchen auf der Hülle mit dem Verweis auf Tacheles in den Worten. In jedem Fall behandelt die Gruppe Selbstjustiz und Religion nicht so blauäugig wie die verblendeten Kollegen von MOLLY HATCHET oder LYNYRD SKYNYRD. Dies alles wäre so oder so nicht weiter erwähnenswert, wenn die Musik allein keine Qualitäten an den Tag legen würde, doch statt POWDER MILL der Südstaaten-Inflation zuzurechnen, darf man ihnen zum Drahtseilakt zwischen kommerziellen Gebahren und kompositorischer Substanz beglückwünschen.

Der wippende Charakter von "Take Care" und das schön mit Fiddle aufgepeppte "All I Know" überschreiten die üblichen Grenzen ebenso wie "Engaged to Get Divorced" mit Banjo, Frauengesang, Maultrommel und Schrotflinte (!) oder "Hillbilly Heroin", das Wüstenflair mit Mundharmonika und klapperschlängelndem Tamburin versprüht. Den Gitarristen unter den Hörern sei ebenfalls garantiert, dass sie auf ihre Kosten kommen; so flechten POWDER MILL viele drückende Passagen und gepfefferte Solos in ihre Stücke ein. Mit "The Dog Bites" zocken sie quasi klassischen Bluesrock inklusive fetter Riffs und reduzieren dieses Konzept härtetechnisch im Folgesong. Die beiden genannten textlich kontroversen Stücke gestalten sich musikalisch umso unauffälliger, damit man besser zuhört, obschon es ab dem Ende von "Righteous Wrath" ziemlich nach vorne losgeht. Nach dem versöhnlichen Abschluss "Urge To Roam" ist man sich sicher, keinen verbrämten Scheuklappenträgern - sowohl inhaltlich wie spielerisch - aufgesessen zu haben.

FAZIT: Das sogenannte Genre Outlaw Country bringt gelegentlich nicht uninteressante Gruppen wie POWDER MILL hervor, von denen sich notorische Southern-Rock-Schmäher überzeugen lassen können, dass nicht alle dort unten mit weißen Kapuzen herumlaufen und allein zu undifferenzierter Meinungsäußerung wie ebensolchem Songwriting fähig ist. Die angenehme Unberechenbarkeit der Band gefällt - TEXAS HIPPIE COALITION gehen beispielsweise weit prolliger vor -, wenn man nicht per se von US-amerikanischer Volksmusik abgestoßen ist.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.07.2010

Tracklist

  1. Another Mile
  2. Billy the Baptist
  3. Worth
  4. Hand to Mouth
  5. All I Know
  6. Engaged to Get Divorced
  7. Hillbilly Heroin
  8. The Dog Bites
  9. Cold Ice Water
  10. I Will Survive
  11. Righteous Wrath
  12. Bed of Roses
  13. The Urge to Roam

Besetzung

  • Bass

    Pat McSpadden

  • Gesang

    Jesse Charles Hammock II

  • Gitarre

    Jesse Charles Hammock II, Jeff Chapman

  • Schlagzeug

    Andrew Bedell

Sonstiges

  • Label

    Just For Kicks

  • Spieldauer

    52:23

  • Erscheinungsdatum

    30.07.2010

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