Es ist gefühlte Ewigkeiten her, seit THERION mit Alben wie "Theli" und "Vovin" beeindruckende Hybriden aus dunklem, hartem Metal und symphonisch-klassischen Elementen erschaffen haben. Die Symbiose aus diesen Summanden war in den 90ern neuartig und für damalige Verhältnisse perfekt umgesetzt und wurde mit "Deggial" fortgesetzt. Es folgten weitere Alben, die nicht mehr so erfolgreich waren und bei denen die Death Metal-Elemente der Anfangszeit immer weiter verschwanden.
Nun steht mit "Sitra Ahra" das bereits 13. Album in den Startlöchern und es ist als Fortsetzung des 2004er-Doppeldeckers "Sirius B" und "Lemuria" zu verstehen. Das bedeutet, dass die Songs schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Zwei der für "Sithra Ahra" geplanten Songs landeten allerdings schon auf "Gothic Kabbalah", so dass das neue Album als vierter und letzter Teil einer Quadrologie fungiert. Dies war wohl auch nur deshalb möglich, weil Mastermind Christofer Johnsson das THERION-Zepter wieder alleine in die Hand genommen hat und die Gebrüder Niemann folglich ihre Posten räumen mussten. Somit waren in die Aufnahmen neue Mitglieder involviert, das bekannteste dürfte Sänger Thomas Vikström sein, den man vor allem als ehemaligen CANDLEMASS-Vokalisten kennen dürfte.
Soviel zu den Fakten. Im Jahre 2010 sehen sich THERION allerdings mit gleich drei Problemen konfrontiert. Das erste ist die Tatsache, dass andere Bands es heutzutage weitaus besser verstehen, Metal und Symphonik zu verbinden und das sowohl im Hinblick auf die Arrangements, als auch auf die Kompositionen selbst. Man vergleiche nur mal "Sacred Worlds" und "Wheel Of Time" vom neuen BLIND GUARDIAN-Album mit dem hier gebotenen. Aber auch DIMMU BORGIR und NIGHTWISH haben diesbezüglich mehr zu bieten, als THERION. Problem Nummer zwei betrifft die Chor-Arrangements. Da darf eine Band wie CORVUS CORAX seit ihren "Cantus Buranus"-Werken als Referenz angesehen werden und deren Chöre blasen die auf "Sithra Ahra" komplett weg. Und letztlich bleibt festzustellen, dass das metallische Fundament auf diesem Album viel zu dünn und farblos ist und sich auf einfachsten Power Metal ohne Durchschlagskraft beschränkt. Daran ändern auch ein paar gute Leads und Soli in "Kings Of Edom" nichts und auch das unerwartet harte "Din" ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Was bleibt also? Nicht viel. Ein paar nette Details retten THERION davor, mit diesem Album in der Belanglosigkeit zu verschwinden. So gefällt die slawisch anmutende Geige in "2012" und dem atmosphärisch ansprechenden "The Shells Are Open". Der eröffnende Titeltrack hat dank seines Refrains Ohrwurmpotenzial und das mit vielen verschiedenen Stimmen intonierte "Hellequin" gefällt mit schrägem Musical-Charakter und Prog-Orgeln. Hin und wieder macht man dezent psychedelische 70er-Einflüsse aus, die werden aber leider nicht konsequent durchgezogen. In "Land Of Canaan" überteibt man es dann maßlos und wirft scheinbar alle Ideen zusammen, die sich anderweitig nicht unterbringen ließen. Mit Western-Mundharmonika, Flötentönen und fürchterlichen "mmh mmh"-Parts am Schluss (die irgendwie an BONEY M. erinnern) gibt man sich der Lächerlichkeit preis. Zwischendurch herrscht auch mal gepflegt-symphonische Langeweile ("Cu Chulain", "Kali Yuga III") und wenn einem gar nichts mehr einfällt, dann baut man eben mal Elemente aus "Das Phantom der Oper" ein ("Unguentum Sabbati"), das geht ja immer. Oder auch nicht. Zum Schluss gibt es dann mit "After The Inquisition: Children Of The Stone" noch einen Song, in dem die Chöre gemäß des Titels an Kinderchöre erinnern und das sich zum Ende hin zu einem Stück Musik wandelt, dass man auch zum Kaffeetrinken mit Oma und Opa hören kann.
FAZIT: In der Summe der Einzelheiten ist "Sitra Ahra" kein schlechtes Album, aber der Teufel steckt zum einen im Detail, zum anderen ist das musikalische Konzept von THERION heutzutage überholt. Ein paar ordentliche, aber bei weitem nicht überragende Gesangs-Arrangements reichen nicht mehr aus, um die angesprochenen Mängel zu kaschieren. In dieser Form ist Christofer Johnssons musikalische Ausgeburt sehr verzichtbar geworden.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2010
Nalle Phalsson
Thomas Vikström
Christofer Johnsson, Christian Vidal
Johan Koleberg
Nuclear Blast GmbH
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17.09.2010