Wer genügend Phantasie besitzt, um sich SKINNY PUPPY und FRONT LINE ASSEMBLY im Nahkampf mit Goa/Psytrance, etwas Ambient, Industrial und fast schon House vorstellen zu können, könnte in seinem zerebralen Abspielgerät bereits etwas laufen haben, das „Long-Distance Side Trip“ sehr ähnlich klingt.
Meistens dominieren treibende, tanzbare Rhythmen das Geschehen. Diese werden von atmosphärischen Synthesizern und Effekten umspielt, die trotz teilweise sehr verspielter Elemente eine hypnotisierende Wirkung besitzen, der man sich nur schwer entziehen kann. Ätherische, angezerrte Vocals, die eine leichte Entrücktheit ausstrahlen, geben der Musik eine fast klaustrophobische Note, die gänzlich im Widerspruch zu den offenen, ausufernden, breitflächigen Sounds stehen, aus denen die Songs erbaut wurden.
Das akustische Ejakulat MIND.AREAs (dessen Projektvater HUMAN DECAYs maikko A. ist) ist im Großen und Ganzen nicht gerade an Konventionen gebunden und findet im Pool der zahlreichen Elektrobands und -Projekte auch kein wirkliches Pendant – und diese Eigensinnigkeit zahlt sich aus.
FAZIT: „Long-Distance Side Trip“ ist ein Longplayer, der durch seine atmosphärische Dichte zum Abtauchen einlädt und mit beeindruckender Tiefe überrascht, die sich erst nach einigen Durchläufen offenbart. Lediglich die nett gemeinten, aber nicht unbedingt berauschenden drei Remixes am Ende der Scheibe hätte es nicht unbedingt gebraucht, da diese nach der Geschlossenheit der elf Albumsongs wie Fremdkörper wirken.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2010
maikko A. (Alles)
Ionium Records
68:59
19.02.2010