Beim Plattentitel denkt man an Kanada und den Sankt-Lorenz-Strom, was angesichts des bisweilen recht bombastischen Indie-Sounds der Schweizer ALVIN ZEALOT nicht einmal vermessen klingt. ARCADE FIRE oder BROKEN SOCIAL SCENE mit Singer-Songwriter-Affinität kämen in den Sinn, sollte man sich auf Referenzen versteifen, aber so täte man den Jungspunden unrecht.
Mit dem Opener "Bricks Over Bricks" etwa bauen sie spätestens am Ende einen Turm ins Weltall, während das Folgestück so leichtfüßig einhertänzelt, dass man seine Spacerock-Hoffnungen zunichtegemacht glaubt. Benjamin Buchers großmütige Stimme tröstet darüber hinweg, zumal mit "Timeline & Glasses" ein echter Schluchzer zum Träumen anknüpft. "The Dust And His Massive Chaos" bietet sich auf anhieb als knirschender Samplertrack an. Beachtlich, wie erwachsen die Luzerner Twens selbst bei Zapplern wie "No Vibration" klingen – und das liegt erstens an der angedeuteten Zudringlichkeit ihres Fronters, der sich zünftige Gesangshooks aus dem Hals leiert, zweitens an seiner beziehungsweise Kollege Sigrists beflissener Gitarrenarbeit, die über starres Auf-den-Proberaumboden-Glotzen hinausgeht.
Nicht dass sie die Virtuosen raushängen ließen; "It's All Mine" und "Sweet Frankie" swingen da lieber, indes nicht ohne Hinhörer-Licks aus der Schräglage. Nicht unbedingt Sonic Youth, aber weit weg vom Schönklang allemal. "When Flood Crosses Light" überrascht dann mit souligen Spitzen und der wohl beeindruckendsten Leistung des Schwelgers am Mikro. Die Reihenfolge der 13 Tracks besticht zudem dahingehend, dass die Stimmung einer Berg- und Talfahrt gleichkommt – wäre dann wieder sinnig mit Hinblick auf die Herkunft der Jungs. Scharfer Newcomer zwischen Visionärem aus Übersee und durchaus Hittigem à la FRANZ FERDINAND aus Großbritannien, aber garantiert jetzt schon sehr eigenständig.
FAZIT: Luzern und kein Schweizer Käse: ALVIN ZEALOT empfehlen sich als unbeschwerte wie jetzt bereits tiefgründige Indie-Rocker ohne Scheuklappen, dafür mit Hang zum Weiterdenken bei gleichzeitiger Wahrung der Eingängigkeit: Herz, Schmerz, Humor und Ernst - mehr muss man von Musik nicht verlangen, wenn es nicht immer nur der grobe Knüppel sein soll.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2011
Nick Furrer
Jeremy Sigrist, Benjamin Buche
Benjamin Buche
Kim Allamand
GoldOn / Müller
47:46
16.09.2011