CODY CANADA ist Kopf von CROSS CANADIAN RAGWEED und begeht in diesem neuen Umfeld eine Hommage an seine Heimat Oklahoma (aktuell residiert der Gute im nicht eben eine Weltreise entfernten Texas). Leon Russells "Home Sweet Oklahoma" darf titeltechnisch wie musikalisch als Fingerzeig betrachtet werden: Allgemeinverträglicher Südstaatensound stet an der Tagesordnung.
"Call From Crouch" fungiert als Intro. Fiddle-Star Randy Crouch gibt quasi seinen Segen durchs Telefon für den nachfolgenden, 70 Minuten langen Tribut an den amerikanischen Roots-Rock, was die beiden im weiteren Verlauf folgenden "Calls" (von Tom Skinner und John Cooper, die später gleichfalls angespielt werden) weiter unterstreichen. "Ballad Of Rosalie" dient sich kommerziellem Country-and-Western an, "True Love Never Dies" dagegen schmatzt funky mit Orgel einher, ehe man in typischer Bluegrass-Rhythmik herumzuckelt. "Make Yourself Home" ist eine Frohsinn versprühende Ballade mit authentischer backwater-Atmosphäre, während "Long Way To Nowhere" eher wieder die Nashville-Klientel bedient. So gelingt CODY CANADA AND THE DEPARTED der Spagat zwischen Wurzelmusik für echte Urgesteine und klanglichem Update zur Breitenwirksamkeit für Gelegenheits-Gründungsväter.
Dazu passen die gefühlsduseligen Lieder "Staring Down The Sun" sowie "Water Your Own Yard" ebenso gut wie "Any Other Way", allesamt Formatsongs mit ausgezeichnetem Gitarren- und Orgelspiel, gekrönt von CANADAs warmer, wenn auch nicht sonderlich flexibler Stimme. Der Uptempo-Blueser "Kicking Back In Amsterdam" erklimmt den entspannten Höhepunkt zur Halbzeit, und kurz darauf beweist "Years In The Making", dass es nicht immer so direkt vorhersehbar zugehen muss, da über vier Minuten hinweg eine nicht nach Schema F strukturierte Story ausgebreitet wird. Mag sich dem Mitteleuropäer die Kulisse nicht unbedingt erschließen (J.J. Cales "If You're Ever In Oklahoma"), darf er sich dennoch heimelig fühlen, gerade weil der Protagonist sichtlich (Linernotes und Lyrics) und hörbar Herzblut in "This Is Indian Land" gelegt hat - und dies hat nicht einmal etwas wie pseudo-protektionistischer "Liebe" für die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents zu tun, wie der Plattentitel vermuten lässt.
"Skyline Radio" letztlich stellt auch mit Hinblick auf den Namen heraus, dass dieses Debüt erfahrener Hasen (Jeremy Plato ist CANADAs langjähriger Wegbegleiter) ausnahmslos ein Fall fürs Spezialradio ist: Stichwort Classic Rock. Bestechend scheint zudem, dass hier eine Menge Köche den Brei mitnichten verdorben, sondern vielmehr ein schlüssiges Gesamtwerk gestemmt haben. Scott Evans' abschließendes Epos "Hold On Christian" geht gar als feister Klangwall durch, ein fast progressiv rockiges Finale.
FAZIT: CODY CANADA AND THE DEPARTED ist ein wunderbar leichtfüßiges Ensemble-Album gelungen, das prinzipiell viele Menschen mit Southern- und Radiorock-Affinität ansprechen dürfte. Den Mehrwert und die Seele erhält die stringent mainstreamig, aber nicht klinisch tot produzierte Scheibe durch den konzeptionellen Überbau: Heimweh, Herzschmerz, verklärte Vergangenheit und all das … Dem sitzen wir ehrlich gesagt alle irgendwann auf, ob in Austin oder Hintertupfingen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.08.2011
Jeremy Plato
Cody Canada, Seth James
Cody Canada, Seth James
Steve Littleton
Dave Bowen
Blue Rose / Soulfood
69:18
01.07.2011