Tolles Konzept: Zwei Bands eines mutmaßlich schrankenfreien und experimentierfreudigen Genres, das sich bereits im Kindbett selbstgefällig in der Nische der Stagnation eingeigelt hat, bezeugen waschechten Spaß am Weiterdenken, wenn sie sich hier jeweils allein vorstellen und sogar einmal die Kräfte vereinen. Und was wurde daraus gemacht?
Besagter Zusammenschluss erfolgt gleich im Opener "Black Moon Empire", der trotz der Beteiligung MOONCAKEs eher nach dem Akronym von COLLAPSE UNDER THE EMPIRE klingt: Hübsch, niedlich, beschaulich. Gitarrenschlieren und kein zerbrechender Klangwall, sondern vielmehr geräuschhafte Kulisse mit rhythmischer Begleitung. Den zweiten Track gehen die Norddeutschen hingegen alleine an. "Spark" lebt von einem abfallenden Dreiton-Motiv, das schrammelig post-rockig dekliniert wird und sich in kompakten vier Minuten zum gern auf Repeat gestellten Anspieler entwickelt.
Die Moskauer Mondkuchen gehen erstmals an dritter Stelle allein auf die Piste: "Turquoise" tönt für Synästheten wahrscheinlich in der Tat türkis, irgendwie freundlich und nach Frühjahr. Bestechend machen sich hier vor allem die Streicherklänge und das markante Schlagzeugspiel aus. Statt selbstzweckhaft laut und leise zu bemühen, den Song an sich aber außer Acht zu lassen, sprechen MOONCAKE eine kompositorisch klare Sprache mit diesem Track, was im Übrigen weniger für "Novorossiysk 1968" gilt. Die Hommage an die namengebende russische Stadt umgeht die Fallstricke und Klischees zeitgenössischer Instrumentalmusik eben nicht: Sechs Saiten lassen Nebenschleier aufziehen und wieder verwehen, am Ende bleibt ein Nichts, das Rhythmusfundament nur Standfußball.
C.U.T.E. haben zuvor mit "T.S.B." ein besseres Argument in der Hand: Das Arrangement bleibt relativ überschaubar und dennoch dynamisch, auch weil die Drums wieder nach Unterwasser klingen und ebenso variantenreich gezockt werden (ist's bei zwei Mann eigentlich auch ein menschlicher Trommler?). Man hört, das die Musiker sich bereits im Fernsehbereich und bei Kunstfilmern verdingt haben, denn dies ist cineastischer Postrock im besten Sinn. Mehr darf man von dieser Split leider nicht erwarten.
FAZIT: COLLAPSE UNDER THE EMPIRE und MOONCAKE finden einen guten Ansatz, der sich letztlich nur im beschränkten Rahmen als wirklich spannende Neuerung im Postrock-Bereich erweist. Beide Gruppen sind dem Sound ihres Stils treu ergeben, und die Deutschen liegen kompositorisch in jedem Fall die berühmte Nase voraus. Für "Black Moon Empire" muss man also definitiv Genrefreund sein. Das ist für den nicht postrockenden Freigeist angesichts der verschenkten Möglichkeiten schade.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.08.2011
Oxide Tones
27:57
29.07.2011