Hui, hoppala, pardauz, hossa! Welche Laus ist der Kapelle aus Ottawa denn über die Leber gelaufen? Auf dem neuesten, wenn man neben den Alben auch alle EPs, die fast vierzig Splits und alle anderen Tonträger, auf denen FUCK THE FACTS mitgewirkt haben, mitzählt, insgesamt paarundfünfzigsten oder gar paarundsechzigsten Werk „Die Miserable“ kloppt das Quintett genau so, ähem, positiv, luftig, locker und freundlich drauf los, wie es der Titel erahnen lässt. Zwar war das kanadische Gespann schon immer ganz schön garstig unterwegs – ganz gleich, ob es todesmetallischer oder grindcoriger zur Sache ging –, aber in puncto Aggressivität, Negativität, Brutalität und Heaviness hat das Kollektiv ganz beachtlich nachgelegt.
MORBID ANGELs letzte Alben, aber teilweise auch die fiesen Frühwerke, wirken hiergegen stellenweise fast schon zahm, und hier wären wir auch schon bei der deutlichsten Parallele, die man hinsichtlich der Faktenvögler ziehen kann. Zwar finden sich noch einige andersartige Elemente wieder, die nicht an die Death-Metal-Legende erinnern, doch man merkt immer wieder extremst, wessen Schaffen die Truppe rund um die genial extrem dahergrowlende, -kreischende, -brüllende und -leidende Frontfrau Mel besonders zugetan ist. Höhepunkt des Albums ist allerdings „Census Black“, das die Death-Metal-Pfade etwas verlässt und wie ein übellauniger Bastard aus NEUROSIS, Grindcore und Prog klingt.
FAZIT: Gerade letztere Auffälligkeit ist dann auch das, wovon man sich bei FUCK THE FACTS etwas mehr gewünscht hätte, nämlich die nichtazagthothösen und nichtvincentigen Stilelemente. Anfänglich bläst einen die Heftigkeit noch um, doch die Euphorie legt sich nach ein paar Durchgängen ein wenig. Und zwar ein wenig zu sehr.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.12.2011
Marc Bourgon
Mel Mongeon
Topon Das, Johnny Ibay
Mathieu Vilandre
Relapse Records
35:19
11.10.2011