Zurück

Reviews

Joyless: Without Support

Stil: Retro/Indie/Post-Post-Black Metal

Cover: Joyless: Without Support

Man erfährt im Netz leider nichts oder nur schwer, wer außer der Band noch am Aufnahmeprozess von „Without Support“ beteiligt war, aber allesamt schienen sie derart benebelt zu sein, dass sie wohl gar nichts mehr gemerkt haben. Selbst wenn Natürlichkeit sämtlichen durch den digitalen Fleischwolf gedrehten Soundschandtaten vorzuziehen ist, so gibt es irgendwo eine Toleranzgrenze. Die wird von den norwegischen JOYLESS mehrfach überstrapaziert.

Manche Passagen sind unfassbar schludrig eingespielt („The Soft Addiction“), in einem Song wie „Puberty And Dreams“ schleppt die Snaredrum den ganzen Song über um ein bis zwei Zehntelsekunden hinterher, Einsätze werden versemmelt, und beim Opener „Have A Nice Fight“ hört man bei 2:11 deutlich, dass das Messer angesetzt und dilletantisch geflickschustert wurde. Zahlreiche neben der Spur liegende Gesangspassagen und verstimmte Instrumente rollen einem zusätzlich die Fußnägel nach oben. Da können sich JOYLESS meinetwegen noch so mit „Das ist alles beabsichtigt!“ herausreden und die Fans „Kult!“ schreien, aber nüchtern ist es kaum zu ertragen.

Schade eigentlich, denn die Stilmixtur dieser 1996 aus der Black Metal-Formation FORGOTTEN WOODS entwachsenen Band darf als rattenscharf tituliert werden. Drogiger Sixties- und Seventies-Rock, Indie von GLISS über PIXIES und VELVET UNDERGROUND bis hin zu THE STOOGES, mit manchmal pervertiertem Post Black Metal angereichert und hier und dort mit Gimmicks wie zum Beispiel Scratches („De Profundis Domine“), Banjo und Mundharmonika („Better“) oder Italo-Desperado-Filmmusik auf halber Umdrehungszahl („Shimmer And Shine“) ausgeschmückt, dazu noch der verkifft säuselnde Gesang von Ida. Ja, all das könnte so genial tönen, wenn es nicht den Eindruck machen würde, als wären zum Zeitpunkt der Albumaufnahmen sowohl Motorik als auch Reaktionsfähigkeit aller Bandmitglieder völlig im Eimer gewesen.

FAZIT: Was bringt es dem Maler, wenn er die beste Leinwand, die besten Farben und die besten Pinsel besitzt, er aber viel zu breit ist, um ein schönes Bild erschaffen zu können? Sicher, manche Künstler haben ausschließlich in berauschtem Zustand die besten Werke zustande gebracht, aber diese waren wohl noch im vollständigen Besitz ihrer schöpferischen Kräfte. So jedoch bleiben nur Skizzen, unscharf konturierte Silhouetten, verschmierte Farben. Der Rest geht in dichten Rauchschwaden unter.

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.02.2011

Tracklist

  1. Have A Nice Fight
  2. Puberty And Dreams
  3. The Adourn Japetus
  4. The Soft Addiction
  5. Better
  6. De Profundis Domine
  7. Shadow Spree
  8. Trilobite
  9. Shimmer And Shine
  10. Velvet Willow

Besetzung

  • Bass

    Nylon, Rune Vedaa

  • Gesang

    Ida Hellebø (Lead), Olav Berland, Nylon

  • Gitarre

    Nylon, Olav Berland

  • Keys

    Nylon

  • Schlagzeug

    Olav Berland, Nylon

  • Sonstiges

    Olav Berland (Banjo), Nylon (Harmonica, Banjo)

Sonstiges

  • Label

    Ván

  • Spieldauer

    49:53

  • Erscheinungsdatum

    11.03.2011

© Musikreviews.de