Aus dem Bergischen Land, 30 km östlich von Bonn, genauer gesagt aus dem idyllischen Ruppichteroth kommt mit KÄRBHOLZ eine Band, die es richtig schön ruppich... äh... ruppig angehen lässt. Irgendwo zwischen Deutschpunk und Deutschrock ist ihr Sound auf dem mittlerweile vierten Album "100%" angesiedelt und überzeugt mit Frische und Authentizität.
Ein Wort vorweg: mit anbiedernder Deutschtümelei haben KÄRBHOLZ erfreulicherweise überhaupt nichts am Hut - im Gegenteil. Mit einem Satz wie "Ich will nicht einer von den Herren am Stammtisch werden, die die Welt nicht kennen..." (aus "Dumm geboren") distanziert man sich sehr deutlich von BILD-gesteuerter Parolendrescherei, während "Timmi halt's Maul" ein klares Statement gegen rechtes Mitläufertum darstellt. Darüberhinaus geht es in den Texten von KÄRBHOLZ um persönliche Erinnerungen und Erfahrungen ("Bilder", "Was wir immer gesucht ham'", "Diese Stadt") sowie um Freiheit, Authentizität und Integrität ("Auf beiden Beinen", "Nichts zu verlieren", "Du bist König").
Ein bisschen Selbstbeweihräucherung darf natürlich nicht fehlen, die gibt es im Opener "K.H.C.C.", wobei das doppelte C für Countrycore stehen soll. Dementsprechend klingt der Song auch, wobei er der einzige bleibt, in dem so deutlich dem Countrysound gefrönt wird. Ska-Einflüsse vernimmt man im Trinkerlied "Nacht ohne Sterne", das bereits erwähnte "Timmi halt's Maul" kommt mit kräftigem Bläsereinsatz daher. Musikalisches Highlight auf "100%" sind die traurigen Gitarren am Anfang von "Bilder", die Nummer wird zwar dann noch flotter, bleibt aber schon wehmütig. Ansonsten überzeugt man mit einer kompetent dargebotenen Mischung aus Punk, Rock'n'Roll und ein bisschen Metal, dabei weiß vor allem die überaus ordentliche Gitarrenarbeit zu gefallen. Die Vocals sind rau und punkig, der Sound allgemein ist druckvoll und tritt kräftig Hintern.
FAZIT: Eingängige Songs, eine authentische, sympathische Attitüde und knackige Härte - KÄRBHOLZ machen ganz viel richtig und kaum was falsch und wer noch immer nach einer coolen Nachfolgeband für die Onkelz sucht, liegt hier richtiger, als bei Frei.Wild.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.04.2011
Stefan Wirths
Torben Höffgen
Adrian Kühn, Torben Höffgen
Henning Münch
Bandworm / New Music
35:11
01.04.2011